Was hat sich Oberbürgermeister Starke eigentlich da wieder andrehen lassen? Da steht doch neuerdings so ein komischer Werbeständer im Rathaus neben der Infothek - plakatgroße Textblätter mit Frakturschrift in große Rahmen zum Umblättern gespannt, das ganze getarnt als Info-Tafeln zur Stadtgeschichte, aber zu 80% bestehend aus Werbung und Kurzporträts von Bamberger Firmen. Laut Auskunft aus dem Finanzreferat handelt es sich dabei um ein „hochwertiges Geschenk“. Tatsächlich dürfte es der hässlichste, überflüssigste und peinlichste Gegenstand im ganzen Rathaus sein – Klobürsten, Briefmarkenanfeuchtekissen und Oberbürgermeisterschreibtischschubladen mit eingerechnet. Und was heißt überhaupt Geschenk? Der Hintergrund ist offensichtlich. Eine Firma bietet gegen Geld Werbefläche an und nutzt zum Aufstellen gut besuchte Räumlichkeiten im städtischen Rathaus. Oder anders formuliert: Die Stadt stellt ihre öffentlichen Räume kostenlos zur Verfügung, damit ein Marketing-Unternehmen damit Geld machen kann. Und als Rechtfertigung dafür können die zwei lächerlichen Plakatflächen Stadthistorie bestimmt nicht gelten. Denn die ist so grottenschlecht recherchiert, dass sich einem Historiker schmerzhaft die Fußnägel kräuseln. Die Hexenverfolgung wird am Rande genannt, die bürgerliche 1848er-Revolution in Bamberg hingegen fehlt völlig. Dafür findet die Arena – fraglos eines der relevantesten Bauwerke neuester Bamberger Architektur – zentrale Erwähnung, und als Highlight jüngster Zeitgeschichte glänzt die Eröffnung der Landesgartenschau durch Horst Seehofer. Diese jüngste Oberbürgermeisterleistung ist an Geschmacklosigkeit nicht zu übertreffen. Tipp der GAL: Ab ins Archiv, oder gleich auf den Sperrmüll! sys |