Die GAL will gesonderte Vorrichtung für Pfandflaschen bei öffentlichen Müllbehältern – als Schutz für Pfandsammler und für die Umwelt Es ist eines der alltäglichen Phänomene, bei denen gut zu beobachten ist, wie sich die Schere zwischen arm und reich in unserer Gesellschaft immer weiter öffnet: Ein öffentlicher Müllbehälter in der Stadt Bamberg. Eine Gruppe junger Menschen sitzt auf der Brücke zusammen, redet, lacht, trinkt aus Dosen und Flaschen. Irgendwann brechen sie auf, gehen nach Hause. Ihre Flaschen und Dosen stellen sie neben den Müllbehälter. Es ist bereits nach 20 Uhr, in der Stadt kann man nun keine Pfandflaschen mehr zurückgeben. Was jucken mich die acht Cent“ sagt einer von ihnen. Das ist die eine Seite der Schere. Die andere Seite kann man nur wenige Minuten später beobachten. Ein älterer Mensch schiebt sein Fahrrad über die Brücke. Sein Blick fällt schnell auf die stehengelassenen Flaschen und Dosen. Nach einem prüfenden Blick, ob es tatsächlich Pfandflaschen sind, kippt er Getränkerest aus den Flaschen. Anschließend verschwinden die Behälter in seiner etwas abgewetzt anmutenden Plastiktasche. Wo einerseits Überfluss herrscht und es für viele Menschen auf kleine Cent-Beträge nicht ankommt, bringen die eingesammelten Flaschen an guten Tagen fünf bis zehn Euro für die SammlerInnen. Diesen Betrag bestätigt mir ein passionierter Pfandsammler auf meine Nachfrage hin. Für viele Menschen ist es eine hohe Hürde, durch Flaschensammeln ihre Armut öffentlich einzugestehen. Manche sammeln daher im Schutz der Dunkelheit. So gehören kleine Taschen- oder Stirnlampen zur Ausrüstung der PfandsammlerInnen der Blick in die Müllbehälter bewahrt sie vor allzu großen unliebsamen Überraschungen. Von Scherben, Essensresten, kaputten Regenschirmen oder gar beißfreudigen Ratten wird berichtet. Zunehmend schwieriger für die FlaschensammlerInnen machen es die neuen Müllbehälter, mit denen in Bamberg die alten sukzessive ersetzt werden. Sie sind nämlich nicht nach oben hin offen, ein prüfender Blick in die Behälter ist nicht mehr so einfach möglich. Man ist gezwungen hineinzugreifen und möglicherweise mit den genannten Gefahren konfrontiert. „Oben offene Müllbehälter wären schon ein großer Gewinn für die Pfandsammler“, sagt Peter Klein, Leiter des Treffpunkts „Menschen in Not“ in der Siechenstraße. Er arbeitet täglich mit Menschen, die sich ihre Grundsicherung oder ihre Rente mit dem Pfandsammeln aufbessern, und spricht ab und an auch mit Durchreisenden über dieses Thema. Sie berichten, dass in vielen Städten innovative Wege gegangen werden, um den SammlerInnen zu helfen. Beispiel für einen Flaschenpfandring rund um einen öffentlichen Müllbehälter. Foto: Paul Ketz, www.paulketz.de Sei es einfach nur die Aufforderung auf Aufklebern, Pfandflaschen daneben zu stellen, neben Mülleimern angebrachte Pfandboxen oder um Müllbehälter herum angebrachte Pfandringe, wie es auch die Initiative Pfandring für BambergP fordert: Allen Lösungen ist es gemeinsam, dass sie das Problem der zunehmenden Armut in unserer Gesellschaft nicht an der Wurzel packen können. Sie zielen jedoch darauf ab, den Menschen, die darauf angewiesen sind, das Sammeln etwas würdiger zu gestalten und zu verhindern, dass sie sich verletzen. Gemeinsam haben sie aber auch, dass sie ungewöhnlich sind und den PassantInnen auffallen. Hier kann mit wenig Aufwand auf die Problematik aufmerksam gemacht werden. Dazu gibt es auch eine ökologische Perspektive: Kunststoffe, Aluminium und Glas werden einer Wiederverwertung zugeführt. Das ist ökologisch sinnvoll und schont Ressourcen. In Bamberg hat sich die GAL des Themas angenommen und in diesem Sommer beantragt, dass die Stadt prüfen möge, wo in der Innenstadt Ergänzungen der vorhandenen Mülleimer durch Pfandringe oder -boxen möglich und sinnvoll sind. Dort sollen diese probehalber installiert und nach einem Jahr wieder berichtet werden. Tobias Rausch
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