Wenn das US-Gelände ins Eigentum des Bundes übergeht, stehen die Gebäude erst einmal längere Zeit leer– und alle Versorgungsleitungen werden ungenutzt bleiben. Ein solcher „entnahmeloser Zustand“ führt aber unweigerlich zum Verfall und zu einem Wertverlust an Infrastruktur in Millionenhöhe. Doch es gibt eine Alternative, meint die GAL. Foto: Max Schaible
Jetzt ist es amtlich: Voraussichtlich im Frühjahr 2015 wird der Bund die Bamberger US-Flächen offiziell in Empfang nehmen, also ein halbes Jahr nach dem Abzug der Amerikaner. Federführend wird die BImA, Sparte Verwaltungsangelegenheit, sein (BImA = Bundesagentur für Immobilienaufgaben). Und die Sparte Facility Management wird dann zuständig sein für die weitere Sicherung der Fläche bis zu einer endgültigen Entscheidung, ob und wann die Stadt Bamberg ihr Vorkaufsrecht ausübt und die Fläche komplett erwirbt. Das nämlich ist noch lange nicht in trockenen Tüchern. Klar ist aber heute schon, dass die Infrastruktur der Flächen (Wasser-, Strom-, Entsorgungs- und Fernwärmeleitungen) von der BImA nur „im entleerten bzw. abgeschalteten Zustand“ (O-Ton Stadtverwaltung) übernommen wird. Grund dafür: Die BImA hat nach ihrer eigenen Aussage keinerlei Mittel für deren Instandhaltung, nicht einmal für eine vorübergehende. Verkeimung und Korrosion Was bedeutet das? Für die meisten Leitungsnetze bedeutet ein länger währender „entnahmeloser Zustand“ schlicht und einfach Verkeimung bzw. Korrosion. Dem Stadtrat wurde klipp und klar prophezeit: „Bei einem längere Zeit andauernden Stillstand (mehr als ein halbes Jahr!) ist daher zu prognostizieren, dass still gelegte Leitungsnetzteile daher weitestgehend erneuert werden müssten.“ Funktionierende Infrastruktur ließe man also ohne Not einfach kaputt gehen – eine Ressourcenverschwendung sondergleichen. Der Stadtrat sollte sich nun überlegen, mit welcher Handhabe er diesen Schildbürgerstreich verhindern kann. Die Rolle der Stadt ist dabei denkbar undankbar, da sie ja noch nicht im Besitz der Flächen ist, sondern die Rolle eines nahezu Rechtlosen einnimmt. Die Stadtverwaltung meinte dazu ziemlich vage, dass es maßgeblich von den künftigen Planungsüberlegungen abhängen werde, ob und an welcher Stelle es sinnvoll sei, Leitungsnetze zu erhalten oder aufzugeben. Und man wolle weiterhin im Gespräch mit den Spartenträgern der BimA bleiben. Viele Gebäude bei Übergabe bezugsfertig Diese Aussagen lassen erkennen, dass sich David von Goliath zwar nicht alles gefallen lassen will, aber noch nicht so richtig weiß, wohin er mit seiner Schleuder zielen soll. Denn es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Stadt Bamberg bis zum Frühjahr 2015 weiß, wo es planerisch lang geht. Nach jetzigem Stand soll bis zum Frühjahr 2015 nur ein – im Rahmen der BürgerInnenbeteiligung erarbeitetes – Rahmenkonzept vorliegen, auf dem die eigentlichen weitergehenden Planungen basieren. Für die GAL ist klar: Die Leitungsnetze dürfen nicht dem Verfall anheim gegeben werden, volkswirtschaftlicher Schaden ist zu verhindern. Doch kann das gelingen? Ja, es kann. Die Geschoßwohnungen, die Kasernen und die verschiedenen Dienstleistungseinrichtungen sind zum Übergabezeitpunkt größtenteils bezugsfertig, auch wenn im Frühjahr 2015 noch niemand genau weiß, was künftig daraus wird. Die GAL schlägt deshalb das Prinzip „Wächterhäuser“ vor, also strategisch gut ausgewählte Häuser in Teilen und nur befristet zu vermieten, so dass die Versorgungsleitungen genutzt werden. Foto: Max Schaible
Kurzfristig vermietet – erhalten und bewacht So wird es beispielsweise schon in Leipzig oder Bremen praktiziert. Der Leipziger Verein „HausHalten e.V.“ hat das Ziel, Leerstand zu vermeiden, durch kurzfristige Mietverträge Gebäude in der Nutzung zu halten und somit auch zu pflegen bzw. zu erhalten. Denn auch jenseits des üblichen Mietmarktes besteht ein Bedarf nach unkonventionell nutzbaren Räumlichkeiten. Der Verein bringt „kreative Hauswächter“ in Hausmeisterfunktion mit Hauseigentümern zusammen. Vorteil für den Hausbesitzer: Er hat keine Unterhaltskosten, das Gebäude verfällt nicht und auch vor Vandalismus wird es „bewacht“. Das Gebäude wird in bewohntem und belebtem Zustand außerdem positiv nach außen wahrgenommen, was auch der ganzen Straße bzw. dem gesamten Viertel gut tut. Vorteil für die MieterInnen: Sie erhalten günstigen, meist sehr großzügigen Raum für Wohnen oder Dienstleistungen oder Kultur. Oft wird von den VermieterInnen auf Miete ganz verzichtet und nur die Nebenkosten abgerechnet. Im Gegenzug verzichten die MieterInnen auf Kündigungsschutz, wenn der Vermieter eine andere Nutzung findet. Was privaten Hauseigentümer in Leipzig taugt, ist auch ein probates Modell für Bamberg, das die Stadt mit der BImA baldmöglichst und mit höchster Priorität verhandeln sollte. Auch hier würde das nur Vorteile bringen, nämlich einen Werterhalt der sonst verfallenen Versorgungsleitungen. Die GAL wird einen Antrag in die nächste Sitzung des Konversionssenates am 17.9.2013 einbringen, in der Hoffnung, dass der alternative Korrosionsschutz durch echte MieterInnen auch eine Mehrheit findet. Ursula Sowa
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