Von sauberen und anderen Händen im Bamberger Stadtrat Eine Hand wäscht die andere, manche Hände verschaffen sich aber auch gegenseitig Geld, erteilen richtungweisende Kommandos oder werden im richtigen Moment in die Luft gehoben. Die Hand des Brose-Chefs Michael Stoschek etwa dirigierte jüngst millionenschwere Investitionen in die Arena an der Forchheimer Straße, namentlich in neue Stühle für die Halle, einen Videowürfel, eine Neumöblierung der Pilipp-Lounge und der Oddset-Lounge und in die Errichtung einer Lagerhalle. Kosten insgesamt ca. 3,5 Mio Euro, fast ausschließlich finanziert durch Kreditaufnahme der Arena GmbH, einer hundertprozentigen Tochter der Stadt. Im Gegenzug hält die Stadt bzw. eben ihr Tochterunternehmen Arena GmbH schüchtern das Händchen auf und erhält von Brose für die Namensrechte „Brose-Arena“ in den nächsten fünf Jahren je 150.000 Euro zusätzlich zu der schon vereinbarten Summe. Aber damit sind noch nicht alle Hände genannt, die in diesem Spiel mitmischen. Insbesondere die Hände der StadträtInnen, die bei einem solchen Deal im Stadtrat zustimmend zu erheben sind. Das machen die ganz brav. Immerhin haben sie vorher mit eben diesen Händen schon beherzt zugegriffen – und zwar nach den VIP-Lounge-Dauer-Karten, die ihnen von dem Unternehmen der Brose Baskets als großzügiges Geschenk überreicht worden waren. Jede Fraktion erhielt zwei davon – mit einem Wert von mehreren 1000 Euro pro Karte. So wird aus ganz vielen Handreichungen konkrete Politik gemacht. Auch die GAL-Fraktion hatte übrigens ein solches Präsent-Kuvert im Briefkasten gefunden – und den Inhalt umgehend zurückgegeben. Die Fraktion hatte sich lieber für „saubere“ Hände entschieden. Bei der Abstimmung über den Brose-Arena-Deal drückten die GAL-Hände dann auch ihre Ablehnung aus. sys Pfandringe – lange im Rathaus gereift und doch mangelhaft
Sie sind endlich da! Die Pfandringe an zwei öffentlichen Müllbehältern am Gabelmann und am ZOB (beim Klohäuschen), die probeweise für ein Jahr zum Einsatz kommen sollen. In solche Pfandringe kann man Pfandflaschen stellen, damit sie nicht im Müll landen und besser von Pfandsammlern mitgenommen und zu einer Rückgabestelle gebracht werden können. Den Beschluss dazu hatte der Umweltsenat bereits im Mai 2013 gefasst – und zwar aufgrund eines GAL-Antrags, der wiederum vom September 2012 stammte. Nicht nur die Senatsmitglieder, auch der Entsorgungs- und Baubetrieb EBB konnten sich mit der Idee anfreunden. Der EBB schlug eine Probephase ab 1. Oktober 2013 vor. Die GAL freute sich also auf die Pfandringe – und freute sich, und freute sich, und wartete und wartete.
Als im Dezember immer noch alle Müllbehälter am Gabelmann und am ZOB unberingt waren, stattdessen aber gewitzte Studis längst in einer Nacht- und Nebelaktion Bambergs Laternen- und Schildermasten mit einer ganzen Reihe von selbst gebastelten Pfandkisten bestückt hatten, fragte die GAL im Rathaus nach.
Der Bürokratie-Schimmel antwortete wiehernd. 1000 Euro mussten laut EBB im Haushalt bereit gestellt werden – für die beiden Pfandringe in Sonderanfertigung extra passend zu den Bamberger Mülleimern und für deren Montage. Die 1000 Euro sollten aus der Haushaltsstelle „11450/70200 Unterstützung von umweltfreundlichen Maßnahmen“ kommen. Die jedoch unterlag einer Haushaltssperre bis 30.9.2013. Vorher durfte man über das Geld nicht verfügen, vorher konnte der EBB nicht bestellen. Bis zur tatsächlichen Lieferung und pressewirksamen Inbetriebnahme dauerte es dann noch bis Mitte Januar.
Nun sind die Pfandringe also im Einsatz – und halten doch dem harten Expertenurteil nicht völlig stand. Bei der Inaugenscheinnahme durch zwei EBB-Praxis-Fachleute bemängelten diese, dass die Pfandringe in Kipprichtung des Müllbehälters angebracht seien, darin befindliche Flaschen also beim Auskippen im Weg seien. Zudem könnten wegen der Befestigung des Pfandrings die in der Innenstadt inzwischen üblichen Mülltüten nicht mehr über den Rand des Behälters gestülpt werden und würden so mit dem Abfall ins Innere rutschen.
Prinzipiell fanden die beiden Experten die Pfandring-Idee aber gut. Das findet die GAL auch und hofft, dass nach neuerlicher rathäusischer Reifezeit weitere Pfandringe – und zwar in praxisgerechterer Anfertigung – zum Einsatz kommen. sys Der Pfandring von Experten inspiziert. Foto: sys |