Auf dem Schießplatz, dem MUNA-Gelände und im Hauptsmoorwald hinterlassen die Amerikaner großflächige, vielfältige und artenreiche Biotope. Ein Gastbeitrag von Martin Bücker und Erich Spranger (Bund Naturschutz) Während sich das Hauptaugenmerk der Öffentlichkeit dem Kasernengelände und seiner städtebaulichen Entwicklung widmet, läuft die Planung der Naturgebiete eher im Hintergrund ab. Mal wurde im März 2014 in aller Eile ein Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan für den Schießplatz und die Muna aufgestellt, mal wurde in aller Eile der Schießplatz als Gelände für den Neubau der JVA vorgeschlagen (Januar 2015). Schießplatz, Spätsommer 2014. Foto: Erich Weiß Biodiversität nur auf dem Papier? Bei all diesen Planungen spielte die z.T. einmalige Natur dieser Gebiete keine Rolle. Dabei hat das Umweltamt der Stadt Bamberg erst 2014 eine vorbildliche Biodiversitätsstrategie entworfen, die kurz darauf vom Stadtrat beschlossen wurde. OB Andreas Starke schreibt im Vorwort: „Unter fachlicher Beratung durch das Umweltamt ist es das Ziel der Stadt Bamberg, die Artenvielfalt in der Stadt bis zum Jahr 2020 zu erhalten und zu fördern.“ Im Jahr 2011 hat die Stadt Bamberg am Wettbewerb Bundeshauptstadt der Biodiversität“ teilgenommen. Außerdem hat sie sich mit dem Beitritt zum deutschlandweiten Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt e.V.“ dazu bekannt, der Sicherung und der Förderung der Artenvielfalt beim kommunalen Handeln einen besonderen Stellenwert einzuräumen. Die Artenvielfalt ist in den Naturgebieten der Konversionsflächen außerordentlich hoch. Besonders hervorzuheben sind dabei der Sonderflugplatz Breitenau und der ehemalige Schießplatz. Beide Gebiete sind landesweit bedeutsame Hot Spots der Artenvielfalt und damit tabu für Gewerbegebietsplanungen oder JVA-Verlagerungen. Ökologisches Gutachten im Auftrag der Stadt bestätigt hohen Wert Die Stadt beauftragte 2014 das Bamberger Büro HabiTat, ein ökologisches Gutachten über den Schießplatz, die Muna und den umgebenden Hauptsmoorwald zu erstellen. Als Ergebnis stellte Frau Dr. Bugla auf dem größten Teil des Schießplatzes und auf Teilen der Muna Flächen mit „sehr hoher naturschutzfachlicher Wertigkeit“ fest. Diese Sandmagerrasenflächen sind durch §30 des Bundesnaturschutzgesetzes besonders geschützt. Auch die Regierung von Oberfranken bestätigte im März 2015 in einem Gespräch mit der Stadt Bamberg und dem Bund Naturschutz den besonderen, überregionalen ökologischen Wert des Gebietes und dessen Schutzwürdigkeit. Die Muna: Mehr als nur Bunker und Baracken Auf den zahlreichen Bunkern und Baracken der Muna wurden zu Tarnzwecken Bäume gepflanzt, so dass sie aus der Luft nicht vom umgebenden Hauptsmoorwald zu unterscheiden sind. Im Laufe der Jahrzehnte wurden diese Bäumchen zu einem beachtlichen Dachwald. Der Bundesforst bewirtschaftete den Wald in der Muna recht naturnah, denn er unterlag keinerlei Holzproduktionszwängen. Dadurch entwickelte sich ein naturnaher Wald zwischen Berliner Ring und Autobahn A73. Das bereits bestehende kleine Naturschutzgebiet innerhalb der Muna beherbergt einen Teich mit umgebenden wertvollen Sandmagerrasen. Das NSG verdient eine Erweiterung bis zur Geisfelder Straße. Bunker auf dem Muna-Gelände. Foto: Martin Bücker Ein Teil Hauptsmoorwald als Nationales Naturerbe Auch die Local Training Area (LTA), die östlich der Autobahn im Hauptsmoorwald auf gemeindefreiem Gebiet liegt, wartet mit vielen Rote-Liste-Arten auf. Besonders im westlichen Teil fühlen sich die Amphibien Gelbbauchunke, Laubfrosch, Kammmolch und Kreuzkröte wohl. Dies ist auch der Naturstiftung David aufgefallen, die im Rahmen der Politikberatung die ehemaligen militärisch genutzten Flächen zusammenstellt, die dem Nationalen Naturerbe unterstellt werden sollen. In den Koalitionsvereinbarungen von 2013 hat die Bundesregierung sich darauf geeinigt, in einer 3. Tranche weitere 30.000 ha Naturflächen dem Nationalen Naturerbe zuzuführen. Bayern trägt mit 2.500 ha gerade mal 8% zu diesem Ziel bei und ist damit stark unterrepräsentiert. Trotz der Irritationen in den letzten Wochen ist zu hoffen, dass der Haushaltsausschuss bald die 3. Tranche des Nationalen Naturerbes mit der Local Training Area endgültig beschließt. Der größte Teil der LTA zwischen Kunigundenruh und Schloss Seehof ist frei zugänglich und lädt zu einem Naturspaziergang ein! Martin Bücker (Diplom-Biologe) und Erich Spranger (Diplom-Geoökologe) sind Beisitzer im Vorstand des BN Bamberg und aktiv im Arbeitskreis „Arten- und Biotopschutz“.
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