"Der Runde Tisch ist zur Märchenstunde verkommen" Im Jahr 2013 wurde auf Betreiben des Familienbeirats und der Familienbeauftragten Gisela Filkorn der „Runde Tisch Wohnen“ ins Leben gerufen. Vorbild waren andere Städte wie Hamburg und Nürnberg, Forchheim und Freiburg. Grundidee: Die Entscheidungsträger aus der Stadt sollen mit Bauträgern und Wohlfahrtsverbänden ausloten, wie bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden kann – und natürlich sollen sie dies in konkretes Handeln umsetzen. Jetzt verlässt Gisela Filkorn den Runden Tisch unter Protest. Die fragte, warum. : Frau Filkorn, warum werfen Sie das Handtuch? Filkorn: Weil der Runde Tisch einfach null Ergebnis gebracht hat. Es wurde viel geredet und nichts wirklich umgesetzt. Das ist Zeitverschwendung für alle Beteiligten. : Was hatten Sie sich denn erwartet? Filkorn: Wir vom Familienbeirat wollten etwas in Gang setzen. Unsere Intention war: Alle Beteiligten am Wohnungsbau an einen Tisch zu bringen, für einen Austausch, für Gespräche auf Augenhöhe, und zwar auf oberster Führungsebene, für Diskussion um die richtigen Wege. Mit dem Ziel, einen Notstand abzuschaffen, denn es gibt viel zu wenig bezahlbaren Wohnraum in Bamberg, nicht nur für Geringverdiener, sondern auch für Normalverdiener. Die Stadt verliert ständig junge Familien, die in den Landkreis abwandern. Es war gar nicht unbedingt der Wunsch des Familienbeirats, am Runden Tisch beteiligt zu werden. Es kam uns viel mehr darauf an, dass sich die Führungsebenen austauschen. : Was genau hätte also beim Runden Tisch passieren müssen? Filkorn: Der Bedarf an Wohnungen müsste mit den vorhandenen Baugebieten in Einklang gebracht werden. Und daraus müssten sich dann Baupläne und Bauvorhaben entwickeln, und zwar schnell. Die Stadt könnte vergünstigte Grundstückspreise für sozialen Wohnungsbau anbieten. Die Stadt könnte in Bebauungsplänen feste Mindestquoten für Sozialwohnungen festschreiben, an die sich Bauträger dann zu halten haben. Das machen viele andere Städte auch so. All das sollte gemeinsam erarbeitet werden. Gute Rahmenbedingungen für bezahlbare Wohnungen schaffen, das wäre das zentrale Ergebnis gewesen. : Und das ist in Bamberg nicht gelungen? Filkorn: Nein, in drei Sitzungen seit 2013 gab es nur Berichte von der Verwaltung, aber kaum Austausch, wenige Nachfragen, kein Erörtern. Vor allem die Unternehmen, die sozialen Wohnungsbau drauf haben und echt können, kamen gar nicht zu Wort, niemand interessierte sich für ihre Meinung. Stattdessen wurde vorgetragen, was Bamberg tun könnte oder was andere Städte tun, als wenn man schöne Märchen vorliest. Aber kaum etwas wurde für Bamberg tatsächlich umgesetzt. Das allermeiste blieb immer auf dem Papier. Von dem Konzept „Wohnen 2020“, das 2013 vom Stadtrat beschlossen wurde und wirklich gute Ansätze beinhaltet, ist bis heute so gut wie nichts umgesetzt. : Warum, glauben Sie, ist das so gelaufen? Filkorn: Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass die Stadt ein völlig anderes Format aus der Veranstaltung gemacht hat. Frontalvortrag statt Diskurs. Und das führt zu nichts. Aber warum – das ist mir schleierhaft. Interview: sys
| |