Wohnungsmangel schafft Armut und seelische Not

Die Bamberger „Wohnungs-Initiative“ (kurz Wohn-Ini) – ein Zusammenschluss aus Familienbeirat, Seniorenbeirat, Migranten- und Integrationsbeirat, den Wohlfahrtsverbänden und dem Verein „Freund statt fremd“ – sammelte in den letzten Jahren Fallbeispiele, um den Wohnungsmangel und die unzureichenden „Kosten der Unterkunft“ in Bamberg zu veranschaulichen. Die Fälle machen deutlich, dass so auch Armut entsteht bzw. verschlimmert wird. Es sind die kleinen, oft unspektakulären Geschichten, die aber in ihrer Fülle die Frage stellen lassen: Muss das sein?
Hier einige Beispiele aus der Fallsammlung der letzten Jahre, auf Wunsch der Betroffenen anonymisiert.

  • Frau R. ist krebskrank und lebt nach der Trennung von ihrem Partner allein mit ihrem Kind in der Wohnung, die nun nach KdU-Maßstäben zu groß ist. Das Jobcenter übernimmt deshalb nicht die volle Miete. Frau R. hätte gute Chancen mit einem Widerspruch oder einer Klage, ist aber aufgrund ihrer psychischen und physischen Belastung nicht in der Lage, dies durchzustehen.
  • Herr P. ist Rentner und allein stehend. Er wohnt in einer Altbauwohnung unter dem Dach, die nicht gedämmt ist. Dadurch hat er hohe Nebenkosten für die Heizung. Diese werden nicht anerkannt, er muss einen großen Teil selbst berappen. Eine andere angemessene Wohnung hat er bislang nicht gefunden.
  • Frau M. fühlt sich wie in einem Teufelskreis. Sie ist gut ausgebildet und möchte arbeiten, findet aber keine Stelle, weil ihr Beruf viel Flexibilität fordert, welche sie – allein mit ihrem Kind im Grundschulalter – nicht gewährleisten kann. Jetzt lebt sie von Hartz IV und wohnt im Landkreis. So kann sie viele Hilfsangebote in Bamberg wie die Teilnahme an Selbsthilfegruppen oder Essen über „Die Tafel“ nicht wahrnehmen. Auch ihr Auto kann sie sich eigentlich nicht mehr leisten, ist aber darauf angewiesen. Sie hat Schulden, aber das Abzahlen fällt ihr auf diese Weise schwer. Seit längerem sucht sie vergeblich eine Wohnung im Stadtgebiet.
  • Die Familie C. (Eltern mit fünf Kindern) migrierte nach Deutschland und kroch zunächst bei den Großeltern unter. Es dauerte lange, bis sie wenigstens eine kleine Drei-Zimmer-Wohnung fanden. Das größte Problem war, dass in der Wohnung die Wäsche von sieben Personen zum Trocknen stand – für die Kinder war gar kein Platz mehr zum Spielen übrig. Über einen Wohlfahrtsverband konnte sich Familie C. einen Trockner besorgen, aber der kostet ganz schön viel Strom, den sie irgendwie finanzieren müssen.
  • Frau K. ist Rentnerin und über 70 Jahre alt. Sie wohnt seit mehr als 40 Jahren in ihrer Wohnung, deren Miete die KdU-Obergrenze deutlich übersteigt. Ausziehen will und kann Frau R. nicht, denn sie ist wegen ihres Alters auf die Hilfe der Nachbar*innen angewiesen. Und in der näheren Umgebung konnte sie keine billigere Wohnung finden.

sys