Ziel 5 – Green City: Bambergs neuer grüner Stadtteil im Osten Das 450 Hektar große US-Konversionsgelände wird im September 2014 frei und könnte dann – den Flugzeuglandeplatz an der Breitenau ausgenommen – für 5.000 bis 10.000 Menschen Platz zum Wohnen und Arbeiten, für Bildung, Kultur und Freizeit bieten. Sobald die Amerikaner abziehen, fällt das Gelände an den Bund als Eigentümer, genauer an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Bei der Stadt verbleibt jedoch die kommunale Planungshoheit. Offiziell strebt der Stadtrat den kompletten Erwerb der Flächen durch die Stadt an möchte das Instrument der Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme anwenden. Beides wäre Voraussetzung dafür, dass die Stadt Bamberg ihre Planungshoheit voll und ganz ausschöpfen kann. Die GAL hat das von jeher gefordert. Doch Skepsis ist angebracht, denn dafür ist viel Geld aufzubringen und es ist fraglich, ob Oberbürgermeister und Stadtrat nicht umkippen und das Gebiet dann doch potenten Investoren überlassen. Deshalb: Die Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme muss durchgeführt werden. Das bedeutet: Die Flächen sind vom Bund zum gutachterlich festzustellenden Verkehrswert (nicht zum Marktwert!) zu erwerben. Gibt es bei der Weiterverwertung Gewinnabschöpfungen, so sind diese ausnahmslos in die Infrastruktur zu investieren, von ÖPNV über Kindertagesstätten und Schulen bis hin zu Kultur und sozialen Einrichtungen. Keinesfalls darf es sein, dass Investoren sich die besten Rosinen herauspicken und die Stadt auf den unrentablen Maßnahmen sitzen bleibt. In Bamberg: Was wir wollen Die GAL wird sich dafür einsetzen, dass als Grundlage der kommunalen Planung für das Konversionsgelände eine klimaneutrale Stadtentwicklung nach dem Motto Reduce - Reuse - Recycle dient, wie sie 2012 der Architektur-Biennale zugrunde lag. Die drei Rs stehen für eine Abfallvermeidungshierarchie: An erster Stelle steht die Verringerung des Abfallvolumens (Reduce), d.h. die Abfallvermeidung, danach folgt die möglichst direkte Weiterverwendung (Reuse), und erst an dritter Stelle folgt die materielle Umformung durch Recycling. Daraus ergibt sich für Bambergs neue Green City im Osten, dass mit den vorhandenen Gebäuden und Freiflächen sorgsam umgegangen werden muss: - Die vorhandene Bausubstanz soll genutzt werden.
- Der Flächenverbrauch soll minimiert werden.
- Leerstand, der zum Abriss führen könnte, ist zu vermeiden.
Die GAL will einen Stadtteil planen, der die nötige Nahversorgung bietet, Kindertagesstätten und Schule vorhält, Kultureinrichtungen und Nachbarschaftszentren, Gewerbe-, Wohn- und Freizeitangebote für Jung und Alt. Nicht nur ein gutes ÖPNV-Netz ist selbstverständlich, auch Car-Sharing-Standorte werden von vorneherein überall in der Green City mit eingeplant und ein Fahrrad-Verkehrswegenetz hat im ganzen Stadtteil Vorfahrt. Grünflächen zur Naherholung und barrierefreie Fußgängerwege durchziehen das Quartier. Die Bebauungspläne machen klare Vorgaben für ökologische und klimafreundliche Bauweisen und für eine entsprechende Energieversorgung. Die Einbettung des neuen Stadtteils nicht nur in die Stadt Bamberg, sondern auch ins Umland wird bei der Planung beachtet. Nicht Konkurrenz und womöglich Schädigung des regionalen Wohnungsmarkts auf Kosten der Nachbarn ist das Ziel, sondern Kooperation. Bamberg braucht dringend erschwinglichen Wohnraum, auch für Menschen mit geringerem Einkommen, für Familien, für Studierende. Baugemeinschaften und Gemeinschaftswohnprojekte brauchen Flächen, die für sie bezahlbar sind und Zeit, um in Ruhe planen zu können. Hier kann die Stadt als Grundstücksverkäuferin den nötigen zeitlichen und finanziellen Spielraum sowie Beratungsleistung stellen. Eigenleistungsmodelle und -initiativen, die vorhandene Gebäude mit eigener Kraft sanieren und wieder bewohnbar machen, sind zu unterstützen. Das Konversionsgelände bietet Platz für die verschiedensten Wohnmodelle: Wohnhöfe und Demenz-WGs, flexibles Wohnen und Mehrgenerationenhäuser. All das hat für die GAL den klaren Vorzug vor Investorenplanungen, die in der Regel auf hochpreisige Eigentumswohnungen oder Reihenhäuser hinauslaufen. Private Projektentwickler müssen nicht zwangsläufig außen vor bleiben, haben sich aber an die planerischen und städtebaulichen Vorgaben und Kriterien zu halten. Um diese Ziele erreichen zu können, wird die GAL darauf dringen, dass im Rahmen eines offenen Planungsprozesses Bürger_innen allen Alters nicht als Alibi, sondern als gleichberechtigte Partner_innen beteiligt werden – und zwar in allen Planungs- und Umsetzungsphasen. Die Bürgerbeteiligung zum Rahmenplan, der dann als Grundlage für darauf aufbauende Bauleitplanungen dienen soll, läuft bereits. Die GAL wird darauf achten, dass sie nicht wie so oft Makulatur bleibt. Das Konversionsgelände birgt mehr als ein halbes Jahrhundert der Geschichte der Stadt Bamberg. Deshalb sind sofort Bestandsaufnahmen zu machen, das Leben der US-Soldaten und ihrer Familien, das Funktionieren eines ganzen in sich geschlossenen und vom Bamberger Alltag weitgehend abgeschotteten Stadtteils ist in Wort, Bild und Schrift zu dokumentieren. Die Geschichte dieses Areals sollte auch für die Zukunft ablesbar sein: Bauten bzw. Strukturen, die für Funktion oder Stadtbild prägend waren, wollen wir erhalten. Es ist zu prüfen, welche Gebäude einen Schutz als Denkmal verdient haben. Umgehend ist das Prinzip der Wächterhäuser umzusetzen. Wie die BImA angekündigt hat, will sie nach Abzug der US-Amerikaner alle Versorgungsleitungen, von Wasser- über Gas- bis hin zu Stromleitungen bis auf Weiteres leeren und still legen. Wenn ein solcher Zustand länger als ein halbes Jahr andauert, wird so das gesamte Leitungssystem zerstört. Wie dies zu verhindern ist, können wir von anderen Städten lernen: Im gesamten Gebiet werden an strategisch ausgewählten Stellen so genannte Wächterhäuser befristet vermietet, um die Leitungen weiter in der Nutzung zu halten. Angesichts des ohnehin knappen Wohnraums in Bamberg wäre dies ein probates Mittel um einerseits übergangsweise günstigen Wohnraum zu schaffen, andererseits bestehende Infrastruktur vor dem Verfall zu retten. IBA – Internationale Bauausstellung für Bamberg Die Ausrichtung einer Internationalen Bauausstellung (IBA) auf dem Konversionsgelände hat die GAL als erste in die Debatte eingebracht. Diese Idee wird inzwischen von allen im Stadtrat vertretenen Fraktionen grundsätzlich befürwortet und darüber hinaus ernsthaft diskutiert. Als IBA wäre Bamberg Austragungsort von Wettbewerben für Architektur, Städtebau und Landschaftsgestaltung, die international und auf höchstem Niveau sind. Fördergelder auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene würden fließen. Bamberg wäre während der IBA-Phase, die mehrere Jahre andauert, Zentrum innovativen und experimentellen Bauens und internationaler Diskussion. Neue Wege der Barrierefreiheit, Flexibilität der Wohnformen bis hin zur Grundrissflexibilität und Sonderaspekte werden berücksichtigt werden. Die Partizipation, besonders von Jugendlichen, ist von Beginn an erwünscht! Auch zukunftsorientierte Forschungs- und Entwicklungsprojekte (Klimaschutz, energetisches Bauen, Umgang mit Altlasten, soziokulturelle Projekte wie Flüchtlings- oder Obdachlosenunterkünfte, Bildungsprojekte wie bilinguale Kindertagesstätten, Ganztagsschulen und mehr) könnten hier umgesetzt werden. Eine Bamberger IBA wäre die erste überhaupt in Bayern und würde unserem Status als Teil des Weltkulturerbes ein zeitgenössisches Prädikat verleihen. | |