GAL-Kommunalwahlprogramm 2014
Ziel 6 – Investitionen und Aufschwung für Bildung und Kultur
Was durch die kurzsichtige Schulpolitik in den letzten Jahrzehnten versäumt wurde, tritt heute zu Tage: sanierungsbedürftige Schulhäuser, energetisch rückständig und oft weit entfernt von modernen Standards. Über den teuren Generalsanierungen dürfen nun auch die anderen Schulgebäude nicht vergessen werden. Und nicht nur die Hülle ist wichtig, sondern auch welche Art Lernraum eine Schule bietet und wie sie menschlich und sozial auf ihre Schülerinnen und Schüler eingeht. Die Kultur, die in Bamberg so viel Potenzial hat, wird viel zu sehr nur verwaltet. Förderung findet nach althergebrachten und unhinterfragten Traditionslinien statt, was einer Belebung und neuen Formen im Wege steht. Wir unterstützen ausdrücklich das Projekt Kultur.Klassen des Kultur- und Schulservice Bamberg. Dahinter steckt der Versuch, Kulturunterricht stärker und längerfristig in der Schule zu verankern. Dieses deutschlandweite Vorzeigeprojekt muss weiterhin finanziell von der Stadt und ihren Stiftungen getragen werden.
Deshalb: Geld für Bildung ist gut und nachhaltig angelegtes Geld. Bamberg als Schul- und Bildungsstadt muss hier langfristig und vorausschauend für die Schülergenerationen von heute und morgen planen. Im Kulturbereich ist darauf zu achten, dass die großen und kleinen Kulturträger ein förderndes Klima in Bamberg erfahren, in finanzieller, aber auch ideeller Hinsicht. Ideen und Projekte, die aus der Bürgerschaft kommen und noch nicht institutionalisiert sind, verdienen es besser und stärker unterstützt zu werden.
In Bamberg: was wir wollen
Neue Wege und gute Ausstattung für Bildung Die Schülerinnen und Schüler sollen sich wohl fühlen an den Bamberger Schulen und eine optimale Ausbildung erhalten. Wir wollen die Bedeutung der Schulen als Zentren des Lernens und der Begegnung in den einzelnen Stadtteilen erhalten. Dazu gehören die erhebliche Ausweitung des Raumangebots und der Lehrmittelausstattung. Aktiv wollen wir auch in Bamberg für eine neunjährige gemeinsame Schulzeit für alle Schülerinnen und Schüler werben – entsprechend den schulpolitischen Zielen von Bündnis 90 / Die Grünen in Bayern. Wir halten die frühe Trennung der Schülerinnen und Schüler in die unterschiedlichen Schularten für pädagogisch nicht sinnvoll. Die Schulsozialarbeit wird immer wichtiger. Dass dies erkannt wurde, ist auch ein Verdienst des langen Atems der GAL: Inzwischen gibt es an allen Bamberger Haupt- bzw. Mittelschulen Schulsozialarbeiter_innen, die sich um die nicht unmittelbar aus dem Unterricht resultierenden Probleme kümmern. Doch auch in Grundschulen wird dies immer wichtiger. Die GAL bleibt also dran: Auch alle Grundschulen brauchen Schulsozialarbeiter_innen. Mit dem Bildungs- und Teilhabepaket des Bundes sollten bedürftige Kinder gefördert werden – durch Nachhilfeunterricht, Erlernen von Instrumenten usw. Doch die Stadt bestärkte betroffene Familien kaum darin, entsprechende Anträge zu stellen. Stattdessen wurden vom Bund überschüssig gezahlte Gelder einfach für andere Haushaltsausgaben verbraten. Die Kinder wurden also um ihre Chancen betrogen. Auch der Antrag der GAL – als Anregung von Seiten der Schulen aufgegriffen – den einzelnen Schulen ein Sozialbudget bereitzustellen, mit dem sie unkompliziert bedürftigen Schulkindern mehr Teilhabe ermöglichen können, fand keine Mehrheit im Stadtrat. Mit der GAL wird der Bildungszugang endlich sozialer und gerechter. Um Mittel für den Schulbauunterhalt freizubekommen, setzen wir uns seit Jahren dafür ein, dass der Freistaat unsere städtischen Schulen in seine Trägerschaft übernimmt. Solange dies aber nicht der Fall ist, trägt die Stadt Verantwortung für erträgliche und pädagogisch vertretbare Klassengrößen an den Graf-Stauffenberg-Schulen und am Eichendorff-Gymnasium. Der GAL-Antrag auf einen Schulentwicklungsplan, der aufgrund von Bedarfszahlen und Recherchen plant, welche Räumlichkeiten an welchen Schulen langfristig gebraucht werden, wurde von Stadtverwaltung und Stadtrat als unnötig abgelehnt. Auch wenn der Schulreferent das Wort Schulentwicklungsplan seither gerne selbst im Munde führt, eine solche planerische Gesamtschau gibt es bis heute nicht. Gesunde Ernährung ist wichtig – sowohl zu Hause als auch in den Kitas und Schulen. Wir fordern Gesundheitsbildung und -prävention in Kindergärten und Schulen. Eine gesunde Pausenverpflegung sollte selbstverständlich sein; wünschenswert wäre die Verwendung von regionalen Produkten. Die Stadt soll die VHS in die Lage versetzen, mit ihren Angeboten auch neue und innovative und nicht nur marktgängige Wege zu gehen, z.B. im Bereich der Umwelt-, Kultur- und politischen Bildung. Gemeinsam mit anderen Akteuren kann die VHS zu Zukunftskonferenzen und Geschichtswerkstätten einladen, um den gesellschafts-politischen Diskurs in unserer Stadt jenseits der Parteipolitik zu führen. Die Universität und die sonstigen Wissenschaftseinrichtungen in Bamberg sind ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor für die Stadt und beleben die Stadt nachhaltig. Viel zu wenig wird aber bisher das Wissen, das hier produziert wird, von der Stadtverwaltung genutzt. Die GAL setzt sich für eine engere Vernetzung mit den Wissenschaftseinrichtungen ein. Wir wollen den Universitätsstandort Bamberg stärken und deshalb ist es auch Aufgabe der Stadt für bezahlbaren Wohnraum für Studierende sorgen, deren Zahl in den letzten Jahren rasant auf mittlerweile mehr als 13.000 gestiegen ist (siehe Ziel 3).
Kulturleben mit den Kulturschaffenden und Bürger_innen entwickeln Auf Antrag der GAL hat der Stadtrat verbindliche Kulturförderrichtlinien beschlossen, denen gemäß die städtischen Zuschüsse transparent und nach klaren Kriterien vergeben werden. Das ist ein Fortschritt, dennoch bleibt die Förderpraxis recht statisch. Um Kulturförderung weiter zu entwickeln, bedarf es einer Stadtverwaltung – Kulturreferat und Kulturamt – welche eine kreative, voranschreitende und wegbereitende Rolle einnimmt. Das Kulturamt ist in eine Kultur-Zentrale umzuwandeln, die als Katalysator fungiert und Kulturvernetzung zum Ziel hat. Die Kultur-Zentrale hat die Aufgabe, Rat suchenden jungen Initiativen unter die Arme zu greifen und bei Behördengängen zu vermitteln, bei der Suche nach Kooperationspartner_innen und Finanzierungsmöglichkeiten zu helfen. Sie soll bei der Suche nach freien und günstigen Räumen für Bands und nach Büros für gemeinnützige und kulturelle Organisationen unterstützen. Neue Strömungen und Ideen werden als Bereicherung angesehen und nicht als Belastung. Engagierte Bürger_innen sollen merken, dass ihre Ideen willkommen sind und finanzielle Wege gefunden werden. Die Verwaltung fördert die Nutzung des öffentlichen Raumes für kulturelle Zwecke und erleichtert es den Bürger_innen, in ihrem eigenen Wohnumfeld kulturelle, die Nachbarschaft fördernde Veranstaltungen durchzuführen, die nicht zu Belästigungen der Allgemeinheit führen, sondern die Gemeinschaft stärken. Eine möglichst große und sozial gerechte Teilhabe ist das Ziel der GAL, weshalb wir seit Jahren für ein Kultursozialticket in Bamberg kämpfen. In einigen anderen Städten ist das Angebot bereits erprobt: Bedürftige Bürger_innen erhalten einen Ausweis, mit dem sie bei städtischen Einrichtungen (Theater, Museen usw.) vergünstigten Eintritt oder Restkarten an der Abendkasse erhalten, auch freie Träger können sich beteiligen. Doch der Stadtverwaltung war das Projekt angeblich zu teuer: man fantasierte horrende Verwaltungskosten (die es andernorts gar nicht gibt) und stoppte so diese gute Idee für Bamberg. Die Bürger_innen selbst hingegen haben mit dem Verein Kultur-Tafel das Gespür für Kultur bewiesen, das im Stadtrat noch fehlt. Desweiteren gehört das Ermäßigungswirrwarr der einzelnen städtischen Kultur- und Freizeiteinrichtungen harmonisiert. Diese haben bisher unterschiedliche Ermäßigungen für die jeweiligen Zielgruppen. Die GAL will die bürgerschaftliche Mitwirkung an unserer Stadtkultur fördern und dafür sorgen, dass die Ideen aus der Bürgerschaft (wie etwa das Kesselhaus am Leinritt als Stätte für bildende Künste, die Initiative für ein soziokulturelles Zentrum oder das Hexenmahnmal zum Gedenken an die Hexenverfolgung) konstruktiv und kreativ in die Bamberger Kulturpolitik einfließen. Die GAL selbst hat aus der öffentlichen Diskussion um das Widerstandsgedenken in Bamberg den Antrag auf ein Dokumentationszentrum Erinnerungskultur entwickelt. Die Vernetzung der Bamberger Kulturszene soll durch regelmäßige Treffen gefördert werden, die aktiv auf die Kulturpolitik Einfluss nehmen. Eine grundsätzliche Auseinandersetzung der Stadt Bamberg mit der Thematik der Erinnerungskultur ist überfällig. Hierbei geht es um eine zeitgemäße Umsetzung von Erinnerung (Mahntafeln an der Unteren Brücke, Denkmäler die neu errichtet werden, Bezeichnungen von Straßen und Plätzen, etc.). Dies soll in öffentlichen Diskussionsforen geschehen.
„Kultur ist an allen Orten möglich“ Die Stadt fördert kulturelle Open-Air-Veranstaltungen und entwickelt zusammen mit den Bürger_innen Projekte in den Stadtteilen (beispielsweise: Lichtinstallationen, Literatur- und Malereifest, Kulturzentren und Kulturparks). Dabei muss Gespür vorhanden sein, wann ein Kulturereignis zum kommerzialisierten Event verkommt und für Anwohnende nur noch eine Belästigung ist. Das Welterbezentrum gilt es professionell als Diskussionsforum auszubauen, in Kooperation mit der Universität und den UNESCO-Welterbestätten (national und international), mit dem Ziel, die Historie der Stadt modern weiterzuentwickeln. Raum für z.B. Kunstausstellungen könnte vorübergehend in leer stehenden Geschäften entstehen. Die GAL hat dafür ein Management im Kulturamt beantragt – leider vorerst erfolglos. Tausende Jugendliche und Studierende leben und lernen in Bamberg – das Kulturprogramm für diese Zielgruppe ist aber mehr als dürftig. Nicht kleinliche Ausfallbürgschaften bedeuten Jugendförderung, sondern eine bewusste Unterstützung der Aktivitäten wie beispielsweise das KONTAKT-Festival bis hin zu Schüleraktionen etc. Das Historische Museum ist eine wichtige Bildungsstätte unserer Stadt. Wir fordern einen Ausbau mit Hilfe von Landes- und Bundesmitteln, damit es sich zu einem Publikumsmagneten für unsere Bevölkerung und unsere Gäste entwickeln kann. |
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