Gewerbe und Industrie auf dem MUNA-Gelände heißt: Waldverlust, Grundwassergefahr, Kampfmittelrisiko und viele Schwierigkeiten mehr Ein neues großes Gewerbegebiet soll auf dem von den Amerikanern frei gegebenen MUNA-Gelände samt Schießplatz entstehen, das am östlichen Stadtrand nördlich und südlich der Geisfelder Straße liegt und das die Stadt von der BImA kaufen will. Die baurechtlichen Voraussetzungen werden gerade in die Wege geleitet, die öffentliche Auslegung für Flächennutzungsplan, Landschaftsplan und Bebauungsplan läuft bis 8. Februar 2016. Rund 85 Hektar bestehender Wald müssen dafür gerodet werden, eine 120 Fußballfelder große Fläche. 75 Hektar – völlig jungfräulich, derzeit lediglich mit Natur bewachsen und belebt – sollen dann mit gewerblichen (ca. 14 ha) und industriellen (ca. 59 ha) Neubauten zubetoniert werden. Dass für so viel Gewerbe und Industrie tatsächlich Bedarf ist, davon ist man im Rathaus überzeugt. Man schielt auf mehr Gewerbesteuer im Stadthaushalt und will das Gewerbegebiet auf dem MUNA-Gelände, auf Biegen und Brechen, ohne Wenn und Aber, auf Teufel komm raus. Genau so wirkt auch der Bebauungsplan mit dem Titel „Gewerbepark Geisfelder Straße“. Zahlreiche Gutachten wurden im Vorfeld erstellt: naturschutzfachlich, geologisch, bezüglich Altlasten, Grundwasser und was es sonst noch so gibt. Und jedes einzelne dieser Gutachten läutet hörbar die Alarmglocken und führt klar vor Augen, dass man auf dem MUNA-Gelände und dem Schießplatz eben nicht so einfach am Reißbrett drauf los planen kann. Über Jahrzehnte gewachsener Wald und wertvolle Sandmagerrasenflächen befinden sich hier mit zahlreichen seltenen Tier- und Pflanzenarten, teilweise vom Aussterben bedroht. Fast das gesamte Gebiet liegt im so genannten „wassersensiblen Bereich“ mit hohem Grundwasserstand – für Bebauung, gar mit Industrie (!), durchweg problematisch. Der Boden ist in Teilen für Bebauung eher schlecht geeignet und müsste zuvor besonderen (weiteren) Untersuchungen unterzogen werden. Und die Altlasten durch militärische Nutzung, insbesondere als Munitionslager (daher die Bezeichnung MUNA) sind enorm. Zitat aus dem B-Plan: „Für das gesamte Plangebiet besteht weiterhin ein Generalverdacht, bei Eingriffen in den Untergrund auf unsystematisch vergrabene und/oder verteilte Kampfmittel, d. h. auf Explosivstoffe wie Gewehrpatronen, Granaten, Bomben, Zünder, Minen, Spreng- und Zündmittel zu stoßen.“ Bei Baumaßnahmen wäre deshalb mit einen vollständigen Austausch des Bodens zu rechnen. Doch die Hauptuntersuchung fehlt ohnehin noch. Klar ist: Jetzt schon konkrete Pläne zu beschließen, ist nicht anders als fahrlässig zu bezeichnen. Doch die Stadtverwaltung kämmt sich die Sache schon zurecht. Den zur Abholzung vorgesehenen Wald will man ausgleichen – allerdings mit schon vorhandenem Wald auf demselben ehemaligen Armeegelände. Kein Baum zusätzlich also, sondern ein bisschen aufhübschen, mehr Pflege- und Erhaltmaßnahmen – und schon hat man eine so genannte „interne Ausgleichsfläche“ gezaubert. Die Kampfmittel sieht man im Rathaus auch nicht als Hindernis. Sie müssen weg, klar, aber finanziell soll der Bund (sprich BImA als jetzige Eigentümerin) dafür aufkommen, was man über Vertragsklauseln beim Kauf des Areals zu regeln plant. Und alles andere wird sich auch irgendwie finden. Die Hopplahopp-Planungen im Rathaus wirken wie ein stures „Augen zu, Ohren anlegen – und durch“, ohne Einsicht in die besondere Eigenart und die speziellen Rahmenbedingungen dieses Geländes, die durch einen ganzen Stapel Gutachten veranschaulicht werden. Teile der MUNA ließen sich sicher nutzen, durchaus gewerblich, aber wer hier gestalten will, bräuchte Fingerspitzengefühl statt Scheuklappen, Visionen statt Versatzbausteine und Mäßigung statt Großmannssucht. usa / sys Die gaz beschäftigte sich bereits mehrfach mit den Naturflächen auf MUNA und Schießplatz: Gastbeitrag des Bund Naturschutz, gaz 81 Zeitungsartikel und Fotogalerie, gaz 80 |