Studi-Visionen für ein wachsendes Bamberg
Gastbeitrag von BAGLS
Über ein Jahr lebe ich nun hier und spreche von Bamberg als meinem Zuhause. Und so wie ich mich damals in Bamberg verliebt habe, geht es vielen anderen Menschen meiner Generation. Bamberg wächst – aber was muss die Zukunft bereithalten, damit Bamberg auch gedeiht? Ein unübersehbarer Punkt ist hier der Verkehr: Die historische Innenstadt ist nicht ausgelegt für viel Verkehr und sollte dem als Weltkulturerbe auch nicht ausgesetzt sein. Und doch begegnet man als Radfahrer*in in Bamberg immer wieder dicken SUVs, die das Zusammenspiel der verschiedenen Verkehrsteilnehmenden auch dadurch gefährden, dass sie Parkflächen in Anspruch nehmen, wo keine sind – im schlimmsten Fall auf dem Radweg selbst. Dabei hat Bamberg beste Voraussetzungen zur Radstadt zu werden: Die kurzen Distanzen, die topographische Lage, enge Gassen, die dem Auto ohnehin keine Chance lassen. Natürlich ist ein ganzheitliches Verkehrskonzept nötig. „Rad-Sharing“ ist an dieser Stelle ein gutes Stichwort, wie es sich in größeren Städten Europas bereits etabliert hat. Nicht nur werden so Stellplatzflächen effizienter genutzt, es ist gesünder, billiger und nicht selten schneller als das Auto. Der ÖPNV ist die umweltfreundliche Alternative für größere Distanzen und könnte eine tragende Rolle dabei spielen, die Park+Ride-Plätze noch schneller mit der Innenstadt zu verbinden, so dass man das Auto als Nicht-Einwohner*in vielleicht auch mal stehen lässt. Der ÖPNV muss außerdem weiterhin Personen Mobilität bieten, für die das Radfahren keine Option darstellt. In Sachen autofreier Innenstadt geht Oslo mit gutem Beispiel voran – ab 2019 sollen in der Innenstadt keine privaten Pkws mehr erlaubt sein, dafür werden 60 km zusätzliche Radwege eingerichtet. Auch in Bamberg ist ein zusammenhängendes Radwegenetz wünschenswert, das wichtige Hotspots miteinander verbindet. Die Verbindung der beiden Uni-Standorte ERBA und Feldkirchenstraße ist ein erster Schritt in diese Richtung, dem mit der Annahme der Ziele des Radentscheids durch den Stadtrat hoffentlich bald weitere folgen. Was Bamberg als Weltkulturerbe außerdem mitbringt, ist ein kultureller Wert. Diesen jedoch auf die vielen Sehenswürdigkeiten zu begrenzen, wäre ein großer Fehler. In Bamberg blüht die Kleinkunstszene. Wie erfolgreich die Umgestaltung von stillgelegter Fläche sein kann, zeigt die Alte Seilerei. Doch Bambergs kreatives Potential ruft nach mehr: Wir wünschen uns einen Ort für kulturelles Ausprobieren, der für jeden zugänglich ist und nicht durch die Sperrstunde in der Innenstadt in seinen Möglichkeiten eingeschränkt wird. Die Lagarde-Kaserne als neuer Wirtschaftsstandort ist hierfür ideal. Dieses Areal könnte auch einem reichen und langen Nachtleben den nötigen Platz geben. Nichtsdestotrotz muss in Bamberg unbedingt auch günstiger Wohnraum geschaffen werden. Bauaufträge nicht in private Hand zu geben, sodass man als Student*in unangemessene Mietpreise bezahlen muss, das wünschen wir uns zukünftig. Annika Jaensch |
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