Beim Sauberhalten der Schule können alle mithelfen -
beim Sanieren von Sporthallen, Toiletten oder Dächern nicht

Der Sparzwang trifft die Schulen an allen Ecken und Enden – zum Teil angemessen, zum Teil aber auch nicht. Doch der Elternprotest beschränkt sich leider nur auf zurückgefahrene Putzdienste.

Es muss gespart werden, das ist natürlich nichts Schönes, aber auch nichts Neues. Nicht alltäglich ist allerdings das rege Interesse, das jüngst BürgerInnen an der Rathauspolitik zeigten: Die öffentliche Sitzung des Kultursenats im März war bis auf den letzten Stuhl besetzt. Wer keine Sitzgelegenheit mehr abbekam, musste mit der Wand vorlieb nehmen, und Schulkinder machten es sich auf dem Boden gemütlich. Außerdem machten nicht nur Plakate, sondern auch Besen und Putzeimer den Protest gegen die geplanten Sparmaßnahmen deutlich.

750.000 Euro fehlen für Reparaturen

Worum es ging: Bei den Sparmaßnahmen der Stadt müssen in diesem Jahr in beträchtlichem Umfang die Grund- und Hauptschulen dran glauben. (Die Gymnasien, deren Geschicke der Zweckverband mit dem Landkreis bestimmt, sind von den städtischen Etatkürzungen nicht betroffen.)

43 % der von den Schulen beantragten Mittel, die für Bauunterhalt und Instandhaltung nötig sind, werden nicht bereitgestellt. Mehr als 750.000 Euro fehlen für dringende Maßnahmen, und zwar merklich, z.B. in den Toiletten von Erlöser- und Kaulbergschule, auf dem Dach, bei der Lüftungsanlage und in den Duschen der Trimbergschule, bei der Aufzugsteuerung und bei der Sanierung des Sporthallenbodens der Graf-Stauffenberg-Schule, darüber hinaus bei Brandschutzmaßnahmen an allen Schulen. All diese notwendigen Reparaturen oder Sanierungen werden nicht vorgenommen.

Zudem wird auch bei der Bewirtschaftung gekürzt, und vor allem dies stand im Mittelpunkt des Elternprotests: Kosten von 200.000 Euro will man einsparen und die einzige Einsparmöglichkeit, die die Stadt Bamberg als realisierbar betrachtet, ist die Gebäudereinigung. Der Reinigungsrhythmus der Klassenzimmer, Flure, Treppenhäuser wird heruntergefahren. Dabei jedoch, so betonte Klaus Denzlein, der Leiter des Amts für Gebäudewirtschaft, passt sich Bamberg an den Standard anderer bayrischer Städte und Gemeinden an. Und: Einheiten, bei denen Hygiene eine besonders wichtige Rolle spielt, wie z.B. Toiletten und Schulküchen, sind von den Sparmaßnahmen ausgenommen.

Schmutz und Bildung – ein grundlegender Konflikt?

Verdreckte Schulen!? Die Entrüstung der Eltern ist groß. Aber auch berechtigt? Ja und Nein.

Kinder sind unsere Zukunft und das muss gerade auch der Lebensraum Schule widerspiegeln. Wer in Einrichtungen lernen muss, die nicht gepflegt sind, kann auch keine Wertschätzung dafür lernen und begreifen, was das eigentliche Ziel der Schule ist: Kinder zu eigenständigen, gebildeten und selbst- sowie wertbewussten Menschen heranreifen zu lassen. Also: Ja, wir schneiden uns ins eigene Fleisch, wenn wir diese Orte verkommen lassen.

Andererseits: Hängen genau diese Ziele vom Putzservice ab? Wird eine Matheaufgabe weniger spannend, wenn der Staub auf dem Boden einen Tag länger liegen bleibt? Beflügelt ein Buch die Phantasie eines Kindes weniger, wenn die Fensterscheiben Spuren des letzten Regens aufweisen? Ist es das, was wir unseren Kindern vermitteln wollen?

Gehört es nicht vielmehr auch dazu, unseren Kindern klarzumachen, dass das Leben nicht immer ein Ponyhof ist – und dass dies aber auch nicht das Ende der Welt bedeutet? Wir können uns zwar den Luxus des Reinigungsdienstes nicht mehr im vollen Maße leisten, aber die Schule ist deswegen trotzdem genauso wichtig! Das sollte doch die Message sein!

In allen städtischen Liegenschaften wird bei der Reinigung gespart, da müssen auch die Schulen mit ran. Das heißt nun eben für Lehrkräfte, Eltern und SchülerInnen, ihrerseits ihren Beitrag zur Sauberkeit in den Schulenhäusern zu leisten. Reinlichkeitsregeln und Putzdienste für unsere Schützlinge? Warum eigentlich nicht? In begrenztem Maße steht das noch nicht im Konflikt mit dem Bildungsauftrag der Schulen.

Stadtratsmehrheit: Hochkultur kommt vor den Schulen

Dass an den Schulen und vor allem an den oft dringend notwendigen Reparatur- und Sanierungsmaßnahmen gespart werden muss, dass ist der eigentliche Skandal. Brandschutzmaßnahmen oder Dachisolierung, das kann von keiner Lehrerin, keinem Schulkind und keinem Elternteil geleistet werden. Das ist die Aufgabe der Stadt. Und hier muss sich die Politik die Frage gefallen lassen: Was ist euch mehr wert?

Wer in den Haushalt der Stadt sieht, kann die Antwort in Gestalt von Zahlen ablesen: Der Erweiterungsbau der Konzerthalle mit modernem Glasfoyer kostete 4,4 Mio Euro, für die Landesgartenschau bringt die Stadt insgesamt 18,3 Mio Euro auf. Die Grund- und Hauptschulen erhalten in diesem Jahr für ihren Bauunterhalt 960.000 Euro. Das muss der Stadtratsmehrheit vorgehalten werden, die dem städtischen Haushalt zugestimmt hat (die GAL war nicht dabei).


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Die Fotos auf dieser Seite stammen vom April 2010. Sie zeigen derzeit vorhandene Schäden in der Erlöserschule (Hauptschule in der Neuerbstraße).

Fenster Pausenhalle
Fenster Sporthalle
Treppenstufe
Türgriffe
Korrosionsschaden
Korrosionsschaden Fensterrahmen
Loch im Dach
Schaden am Putz


Wofür die Stadt Geld ausgibt und wo sie noch spart, können Sie Öffnet internen Link im aktuellen Fensterhier lesen.