Suchen wir noch oder wohnen wir schon?
Die Wohnungspolitik in Bamberg kreist um Reihenhäuser und Eigentumswohnungen. Was fehlt, sind preiswerte Mietwohnungen und innovative, generationenübergreifende Wohnmodelle und Gemeinschaftsprojekte. Das Glaskontor bietet (noch) Raum für Visionen. In Bamberg wird der Wohnraum knapp – und wird damit immer teurer. Studierende suchen, Familien suchen, Wohngemeinschaften suchen, Wohngruppen suchen. Leider gibt es dazu keine genauen Statistiken, belegt ist aber folgende Zahl: Der Bestand an Wohnungen mit Sozialbindung, auf die die Stadt Bamberg Zugriff hat, wurde in den letzten zehn Jahren halbiert. Zahl der Sozialwohnungen halbiert Die 1400 Wohnungen der Stadtbau GmbH mit Sozialbindungen sind auf 700 geschrumpft. Und weit und breit ist kein Ausgleich dafür vorgesehen. Innerhalb des Bestandes von insgesamt 4000 Stadtbau-Wohnungen lassen sich neue Bindungen so gut wie gar nicht realisieren, weil sie ja bereits von anderen MieterInnenn bewohnt werden, deren Rechte selbstverständlich gewahrt bleiben müssen. Mit ihren Aktivitäten fernab vom Wohnungsmarkt kommt die Stadtbau GmbH in letzter Zeit häufiger in die lokalen Schlagzeilen (Rettung Jako-Arena, Auftragsbauten für die Universität auf der ERBA-Insel, siehe Kommentar auf dieser Seite), nur leider eben nicht mit dem Bau von Sozialwohnungen. Doch nicht nur die Stadtbau ist in der Lage, Sozialwohnungen bereit zu stellen. Auch am freien Wohnungsmarkt ist dies möglich – und es klappt auch in vielen anderen Städten. Und wo es nicht oder kaum klappt, wie in Bamberg, muss man eben etwas nachhelfen von Seiten der Politik. So ist es zum Beispiel möglich, bei Bebauungsplänen eine Quote für sozialen Wohnungsbau vorzuschreiben. Bauträger müssen dann also bei einem Teil der zu bauenden Wohnungen eine Sozialbindung nachweisen, sonst dürfen sie gar nicht erst anfangen. Beim Robert-Mayer-Gelände wurde dies bereits erfolgreich umgesetzt: Die Joseph-Stiftung als Bauträgerin war davon nicht eben begeistert, realisierte die Vorgabe aber. Sozialquote abgelehnt Doch der jetzige Oberbürgermeister Starke ist auf beiden Ohren taub, wenn es um diese kommunale Grundaufgabe geht. Die GAL forderte beispielsweise, auf dem ERBA-Gelände einen Anteil von 10 Prozent sozialen Wohnungsbau – erfolglos. Die GAL forderte auch auf dem TV-1860-Gelände an der Eichendorffstraße einen Anteil von 10 Prozent sozialen Wohnungsbau – ebenso erfolglos. Glaskontor-Gelände könnte Chance sein Aktuell steht das Glaskontor-Gelände an. Nach Jahren des Stillstandes auf der Industriebrache im Herzen der Wunderburg kaufte die Stadt dort 25.000 Quadratmeter auf, immerhin mehr als die Hälfte des gesamten Quartiers. Doch auch hier geht die Stadt nicht mit Macht und Elan an die Planung für soziales und ökologisches Wohnen, mit innovativen Projekten von z. B. gemeinschaftlichem Wohnen, Mehrgenerationenhäusern, autofreiem Wohnen, Bauherrenmodellen usw. Der erste Schritt, den die Stadtspitze in die Wege leitet, noch bevor die Stadt auch nur ein Quentchen ihrer Planungshoheit ausgeschöpft hat, ist der Weiterverkauf des Areals an einen Investor. Erst dann soll geplant werden – zusammen mit dem Investor. Oder zutreffender formuliert: wie das halt in Bamberg so üblich ist, nach Gusto des Investors. Entwurf mit BürgerInnen weiterentwickeln Zum Glück wurde der Vorgang zunächst in eine zweite Lesung verwiesen. Es bleibt also zu hoffen, dass das Glaskontor doch noch Raum für visionäres Wohnen werden könnte. Die Stadtbau könnte sich zur Abwechslung auch mal wieder bei so einem Projekt engagieren. Zudem gab es in den 90er Jahren bereits einen Architektenwettbewerb, der die alte Industriebrache überplant hat, und damals immerhin 400.000 DM kostete. Wäre doch schade, den Siegerentwurf einfach in der Schublade zu lassen. Sicher sind die Pläne inzwischen überarbeitungswürdig, aber dennoch möglicherweise auch heute noch eine gute Grundlage. Und für die Weiterentwicklung wäre doch auch eine umfassende Bürgerbeteiligung gut, zu der jedeR InteressentIn zugelassen wird, nicht so wie vor kurzem nur geladene BürgerInnen zu einer Informationsveranstaltung kommen durften. usa |
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