Grüne Visionen - früher und heute
# Verkehrsberuhigung
Kann sich heute noch jemand vorstellen, dass in der Sandstraße zu Hauptverkehrszeiten die Autos im Stau standen? Oder dass in der Austraße kein einziger Café-Tisch mit Stühlen draußen stand, weil auch dort Autos unterwegs waren und die Fußgänger nur Platz auf schmalen Gehwegen hatten?
Verkehrsberuhigung ist ein Thema, das die GAL seit ihren Anfängen begleitet. Gerd Rudel wohnte mehrere Jahre direkt in der Sandstraße und hat die Situation noch lebhaft vor Augen: „Oftmals lange Autoschlangen im stop-and-go, Lärm, verpestete Luft – es war nicht sonderlich gemütlich.“ Rudel war einer von vielen aktiven Verkehrspolitiker*innen der GAL, der sich leidenschaftlich für Verkehrsberuhigung, Tempo-Limits und Reduzierung von öffentlichen Parkplätzen an vielen Stellen in Bamberg einsetzte. Besonders engagiert argumentierte er gegen das Lamentieren anliegender Geschäftsleute, sie hätten ohne Parkplatz direkt vor der Haustür enorme Umsatzeinbußen. „Dass die Sandstraße heute ein Vorzeigeprojekt ist, ist nicht zuletzt der breiten Bürgerbeteiligung zu verdanken, die im Rahmen der städtebaulichen Sanierungsmaßnahme 'Leben findet innen Stadt' durchgeführt wurde“, meint er anerkennend, „dafür war sicher auch die hartnäckige GAL-Politik wegbereitend.“
Ein weiteres Herz der Bamberger Innenstadt, die Lange Straße zwischen Schönleinsplatz und Heumarkt, pulsiert nach wie vor schadstoffreich. In toller Einkaufs- und Begegnungslage bahnen sich Fußgänger*innen zwischen ruhendem, fahrendem und vor allem stehendem Autoverkehr den Weg. „Wenn ich mit meinem Sohn Noah im Kinderwagen hier an der Fußgängerampel stehe, ist er es, der die Luft direkt auf Auspuffhöhe einatmet“, sagt Jonas Glüsenkamp, heute für die GAL (nicht nur) verkehrspolitisch aktiv. „Mir ist klar, dass diese Straße vorerst eine Durchfahrtsstraße bleiben wird. Aber ich denke, dass man sie für Füße und Fahrräder attraktiver machen und dadurch den Kfz-Verkehr reduzieren kann.“
Auch zum Wie hat Glüsenkamp klare Vorstellungen. Ginge es nach ihm, würden die Gehsteige wegfallen und alle Verkehrsarten auf einer Ebene geführt, so wie seit einigen Jahren auf der Kettenbrücke. Abgesehen vom Ausladebereich für Lieferfahrzeuge und der Aussteigemöglichkeit für Gehbehinderte würden die Kurzzeitparkplätze ganz wegfallen, um mehr Raum für Begegnung, Aufenthalt und ein bisschen Grün zu schaffen. „Ob meine Enkel mal auf der Langen Straße mit Straßenkreide malen können, weiß ich nicht, aber die Vision ist doch eigentlich ganz schön.“