Grüne Visionen - früher und heute
# Frauenpower
Dass heute der Oberbürgermeister in offiziellen Reden selbstverständlich von „Bürgerinnen und Bürgern“ spricht, dass eine Gleichstellungsbeauftragte bei Personaleinstellungen im Rathaus beteiligt ist, dass es ein Frauenhaus gibt, in das sich Frauen als Opfer von häuslicher Gewalt in Sicherheit bringen können – all das war noch nicht so, als Rosemarie Piontek grüne Politik in Bamberg machte. Und diese grüne Frauen-Politik brachte viel Ungewohntes auf die Tagesordnung des Bamberger Stadtrats: Sicherheit für Frauen im öffentlichen Raum durch verbesserte Beleuchtung, Frauenparkplätze und sichere Gestaltung von neu zu planenden Plätzen. Frauen sichtbar machen, war das Motto, sowohl durch geschlechtsneutrale Ausschreibungen und Sprachgebrauch, als auch durch die Benennung von neuen Straßen nach bedeutenden Frauen. Die GAL forderte einen Notruf für misshandelte und vergewaltigte Mädchen und einen offiziellen Beschwerdeweg bei sexuellen Übergriffen für städtische MitarbeiterInnen. Und natürlich: Die Teilhabe von Frauen an politischer Macht!
„Wir wurden vom männlich dominierten Stadtrat oft mit Häme bedacht, belächelt oder ernteten abfällige bis beleidigende Bemerkungen“, erinnert sich Piontek. „Als Fraktionsvorsitzende war ich Mitglied des Ältestenrats. Soviel Anstrengung um ernst genommen, gehört, überhaupt beachtet zu werden, hat mich in meiner beruflichen Karriere keine Mitarbeit in einem Gremium gekostet.“ Doch es gab auch Solidarität unter den Frauen, über Fraktionsgrenzen hinweg, betont sie. Anders wäre etwa die von GAL-Seite lange geforderte, 1998 eingerichtete Frauenkommission, die den Stadtrat frauenpolitisch unterstützen soll, nicht zustande gekommen.
Frauen sind in Führungspositionen auch heute noch unterrepräsentiert, nicht nur im Bamberger Rathaus. Das ist ein Thema, das Tamara Pruchnow heute als junge, politisch engagierte Frau beschäftigt: Frauen sollen im Berufsleben gleiche Aufstiegschancen haben, gleiche Bezahlung erhalten und bei der Einstellung gleich behandelt werden. Dafür ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nötig, für Mütter und Väter: „Es geht nicht um Mütterpolitik, sondern um Elternpolitik!“ Frauenpolitik hat sich mit der Zeit emanzipiert – zur Genderpolitik.