Grüne Visionen - früher und heute
# Biogärtnerei
Schon auf dem ersten Wahlplakat der GAL anlässlich der OB-Wahl 1982 ist Gertrud Leumer zu sehen, damals noch als Schülerin. Für sie waren die Herkunft aus einer alten Bamberger Gärtnerei-Familie und die grüne Umweltpolitik die prägende Kombination für ihr Leben. Politisch setzte sie sich für den urbanen Gartenbau im Weltkulturerbe ein, beantragte, dass in städtischen Einrichtungen bevorzugt regionale und Bio-Lebensmittel verwendet werden, unterstützte Initiativen für einen interkulturellen Garten und für Gemeinschaftsgärten und rief den wöchentlichen Bauernmarkt an der Promenade mit ins Leben.
Persönlich verwirklichte sie ihr Ideal, indem sie vor 24 Jahren den brach liegenden Betrieb ihrer Eltern in der Nürnberger Straße wieder belebte und die bio-zertifizierte „Bamberger Kräutergärtnerei Mussärol“ gründete. Diese liegt als eine der letzten inmitten der Oberen Gärtnerei, einer historischen Gärtnerfläche mit über 500-jähriger Tradition, die ein dennoch wenig beachteter Teil des Weltkulturerbes ist. Über Jahre war diese wertvolle Fläche Zankapfel: Ein lukratives Baugebiet wollten die einen (vor allem viele Anlieger und Grundstückseigentümer) – grün- bzw. gärtnerisch genutzte Fläche die anderen. Gertrud Leumers Einsatz galt dem Erhalt der Gärtnerflächen, und war – mit einigen Abstrichen – von Erfolg gekrönt, auch deshalb, weil die Stadtverwaltung nach jahrzehntelanger Gleichgültigkeit zuletzt den Denkmalwert erkannt hatte: Der 2017 verabschiedete Bebauungsplan für die Obere Gärtnerei sichert den Bestand und erlaubt Bauen nur in einigen Randbereichen.
Eine der modernen und zeitgemäßen Gärtnereiformen, die Gertrud Leumer seit Jahrzehnten unterstützt, setzt Anna-Sophie Braun derzeit in die Tat um: Solawi (Solidarische Landwirtschaft). Und was ist das? „Wir sind eine Gruppe ganz unterschiedlicher Menschen, die für den Eigenverbrauch Gemüse produzieren wollen – lokal, als Gemeinschaft, bio und nachhaltig.“ Die Gruppe beschäftigt einen professionellen Gärtner, alle Arbeiten werden auf möglichst viele Schultern verteilt, und jede/r Beteiligte bekommt seinen/ihren Ernteanteil. Bewirtschaftet wird ein Feld in der Südflur – 2018 ist das erste Erntejahr. Angebunden ist die Gruppe an die Bamberger Transition-Town-Bewegung. Und nicht nur Anna-Sophie Braun sieht in Solawi eine Zukunftsperspektive für die alte historische Gärtnertradition Bambergs.
www.transition-bamberg.de/solawi