Grüne Visionen - früher und heute
# Radverkehr
Der Schuss ging irgendwie nach hinten los, und Peter Gack schwankt noch heute zwischen Entsetzen und schallendem Lachen. Als einer der ersten drei GAL-Vertreter zog er 1984 in den Stadtrat ein und sah im Radverkehr von Anfang an ein wichtiges Politikfeld. Eine frühe GAL-Forderung war, in der viel befahrenen und gefährlichen Friedrichstraße Radwege einzurichten. „Die Stadtverwaltung hat das dann tatsächlich auch gemacht“, berichtet er, „aber nicht auf der Straße oder anstelle von Parkplätzen, sondern man hat einfach den Gehweg halbiert und Radfahrende und Zufußgehende nebeneinander gequetscht.“ Als Peter Gack dann im Stadtrat gegen den Bau dieses Radwegs stimmte, erntete er bei den anderen Fraktionen nur unverständiges Kopfschütteln. Heute ist der Radweg zwischen Schönleins- und Wilhelmsplatz längst nicht mehr benutzungspflichtig, da er die Anforderungen der Straßenverkehrsordnung nicht einmal annähernd erfüllt – er ist, so könnte man fast sagen, illegal.
Trotz dieser Schlappe: Dem Radverkehr den Weg bereitet hat die GAL aber doch, durch zahlreiche Initiativen und Anträge, Aktionen und Vernetzungen. Und nicht zuletzt durch Politiker wie Peter Gack, der seine Familie mit fünf Kindern, Fahrradanhänger und Tandem immer und überallhin zweirädrig und autolos ans Ziel brachte – und damit seine Politik auch glaubhaft lebte.
Den Radweg an der Friedrichstraße hat Christian Hader auch heute noch auf dem Schirm. Eines unter vielen Zielen der Initiative „Radentscheid Bamberg“, die von ihm 2016 gegründet wurde. Es ist ihm gelungen, ein aktives und effektives Team um sich zu scharen, das mit beachtlichem Engagement und beharrlicher Energie an die 9000 Unterschriften für einen Bürgerentscheid sammelte. Hader war der führende Kopf bei den Verhandlungen mit der Stadtverwaltung, die am Ende dazu führten, dass der Stadtrat dem Radentscheid zustimmte. Die Initiative sorgte mit ihrem professionellen Auftreten und einer durchdachten Kampagne überregional für Aufmerksamkeit und gilt mittlerweile als Vorbild für Gruppierungen in ganz Deutschland.
Dass im Radverkehr die Zukunft liegt, davon ist Christian Hader überzeugt: „Unsere Stadt wächst, Mobilität nimmt zu – aber der öffentliche Raum ist begrenzt. Wer zukunftsorientiert denkt, muss den Radverkehr als die Verkehrsart fördern, die sowohl umweltfreundlich und Platz sparend, aber dennoch individuell nutzbar ist.“