Steigerwald – Naturerbe von Weltrang
Der fränkische Buchenwald mit alten starken Buchen repräsentiert einen Naturraum, wie er einst weite Teile Deutschlands bedeckte.
Bayern und Deutschland hinken beim dauerhaften Schutz sich natürlich verjüngender Wälder weit hinterher. Vor elf Jahren beschloss die Bundesregierung, 10 % des öffentlichen Waldes der natürlichen Entwicklung zu überlassen. Das Ziel sollte bis 2020 erreicht werden. Heute bedecken die vierzehn Nationalparke Deutschlands nur 0,6 % der Landesfläche. Welches Recht maßt man sich an, den Schutz der Meere und der Regenwälder zu fordern, wenn zu Hause nicht einmal den eigenen, geschweige denn den europäischen Verpflichtungen nachgekommen wird. Der Schutz der alten Buchenwälder ist das Naturerbe, das Deutschland der Weltgemeinschaft schuldig ist. Einst war Deutschland Buchenland, doch in den letzten tausend Jahren wurde die Buche zugunsten schnell wachsender Baumarten massiv zurückgedrängt. Nur 7 % der ursprünglichen Buchenfläche sind heute noch übrig. Vor allem in Bayern mangelt es an alten Wäldern mit starken Buchen. Nicht so im Steigerwald. Dort wurden seit Jahrzehnten Buchenwälder aus der Nutzung genommen. Bäume werden in Ruhe alt und erwecken mit ihrem Tod ein Füllhorn an tierischem und pflanzlichem Leben. Bei jeder noch so nachhaltigen Nutzung werden die Bäume in jungen Jahren gefällt. „Natur Natur sein lassen“ ist die ganz einfache Nationalparkformel für lebendige Vielfalt. Das kriegen Wälder am besten ohne Eingriffe des Menschen hin. Und wem es nicht genügt, sich an der satten Ursprünglichkeit natürlicher Wälder zu laben, der möge sich die Chancen für die Region vor Augen halten: Förderung eines nachhaltigen Tourismus und Investitionen in die Infrastruktur. Und was sagen die Gegner? Sie reden von einem Eingriff in „ihren“ Steigerwald, den „sie“ am besten schützen können. Unsinn, denn der Nationalpark Steigerwald würde ca. 11.000 Hektar Staatsforst umfassen, keinerlei Privateigentum. Der Staatsforst gehört uns allen. Alle sind gefordert, ihrer Verantwortung für die Zukunft gerecht zu werden. Ein Teil der Arbeitsplätze in den wenigen Sägewerken gehen verloren. Neue Arbeitsplätze entstehen, etwa im Tourismus oder im Nationalparkmanagement. Die Grünen-Bundestagsabgeordnete aus Bamberg, Lisa Badum, appellierte an die Bayerische Staatsregierung: „Wir wollen kein Greenwashing und kein Schummelkonzept, mit dem Touristen für einen kurzen Stopp von der Autobahn gelockt werden, wenn hinten rum die Fällung wertvoller Bäume bereits angekündigt ist.“ Trittsteine, Tracking- und Baumwipfelpfade ersetzen keinen flächendeckenden Natur- und Artenschutz. Wolfgang Schenker |
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Wer einen Wald von Vorurteilen pflanzt, dem gedeihen Holzwege in Hülle und Fülle." Ernst Ferstl, österreichischer Schriftsteller | |