Lärmschutz – so oder so?
Drei Fotos von Lärmschutzwänden. Die beiden ersten zeigen herkömmliche Lärmschutzwände in Breitengüßbach nach Abschluss des ICE-Streckenausbaus Berlin-München, das dritte zeigt niedrige Schallschutzwände an der ICE-Strecke im Rheintal, entwickelt von der Firma Kassecker in Waldsassen (sie sollen hier beispielhaft für mögliche innovative Lärmschutzmaßnahmen stehen). So oder so könnte der Lärmschutz entlang der Trasse durch die Weltkulturerbestadt Bamberg aussehen. Dass sie mitten durch die Stadt verläuft, steht mittlerweile fest – die Stadtratsmehrheit sprach sich dafür aus und unterstützt damit die favorisierte Planung der Bahn. Die GAL hatte eine andere Position (u. a. Alternativen prüfen, härtere Zugeständnisse einfordern, Ausbaubedarf an sich in Frage stellen), doch die Entscheidung ist nun einmal gefallen. Jetzt geht es also vor allem um einen schonenden Trassenbau durch die Stadt Bamberg – und hier ist die Kommune mit einer starken und offensiven Haltung gefragt. Auf Almosen und Gutmütigkeiten der Bahn zu hoffen, ist leichtgläubig und naiv. Das zeigte sich, als die Firma Kassecker vor kurzem ihr Lärmschutz-System vor Vertreter*innen der Stadt und der Bahn vorstellte, auf Initiative von GAL-Stadträtin Ursula Sowa. Von Seiten der Bahn zeigte man sich mürrisch, verwies auf noch ausstehende Zulassungen und machte deutlich, dass man am liebsten so bauen will, wie man das schon seit Jahren und Jahrzehnten gewohnt ist: immer dieselben hohen Wände – basta. Genau das darf sich die Stadt aber nicht gefallen lassen: Vier, fünf oder sechs Meter hohe Wände quer durch die Stadt wären ein städtebaulicher Wahnsinn. Und sie wären noch viel irrsinniger, wenn es erprobte Alternativen dazu gibt. Konkret zurück zum Beispiel der Firma Kassecker: Die bereits verbauten niedrigen Lärmschutzwände wie auf dem Foto sind zugelassen und erfüllen die Vorgaben für Züge mit 160 km/h. Gerade deshalb winken Bahn-Vertreter ab, denn ICEs ohne Halt in Bamberg sollen mit 230 km/h durch die Stadt rauschen. Aber muss das sein? Sind eine Handvoll Sekunden Zeitgewinn eine derart massive Verschandelung des Stadtbilds wert? Abgesehen davon ist es laut der Firma möglich, das Konzept auch auf höhere Geschwindigkeiten weiterzuentwickeln, wenn die Bahn entsprechende Nachfrage signalisiert. sys | |