Bamberg in Europa - Europa in Bamberg

 

Joelle Vormann-Pfeifer aus Frankreich


„Ich fühle mich sehr europäisch“, sagt Joelle Vormann-Pfeifer, deren Wurzeln nicht nur in Europa liegen. Sie wurde in Tunesien geboren, wohin ihr jüdischer Ururgroßvater einst von Italien ausgewandert war. Als sie vier Jahre alt war, brachten sich ihre Eltern aus den Wirren der tunesischen Unabhängigkeitsbestrebungen nach Frankreich in Sicherheit. Mit 23 Jahren ging Joelle Vormann-Pfeifer, gerade frisch diplomiert als Zahnärztin, nach Deutschland, um zu heiraten und sich zunächst um ihre beiden Söhne zu kümmern. Bis 2018 arbeitete sie in ihrer eigenen Zahnarztpraxis.

Heute ist Vormann-Pfeifer vielfach engagiert. „Ich bin Sozialdemokratin durch und durch“, berichtet sie, „schon in meiner Familie in Frankreich waren in den 80er Jahren alle Mitterand-Fans.“ Ihr zweiter Mann, Dieter Pfeifer, war lange Jahre für die SPD Stadtratsmitglied in Hallstadt und Bamberg. Als Französin wurde sie 2012 in den Migranten- und Integratonsbeirat der Stadt Bamberg gewählt. Und beim Verein „Freund statt fremd“ kümmert sie sich um geflüchtete Menschen und macht klar, dass ihr Denken über Europas Grenzen hinausgeht. „Ich hasse Rassismus“, sagt sie mit Entschlossenheit, „wir sind alle gleich“. Und auch das Wort „Toleranz“ mag sie nicht leiden, weil es so selbstgefällig und von oben herab daherkommt.

Von Bamberg schwärmt die Französin. Woran sie sich hier erst gewöhnen musste? Sie antwortet mit einer kleinen Anekdote. Vor Jahrzehnten schenkte ihr eine Nachbarin Tomaten aus ihrem Garten mit den Worten „Ich habe gedacht, ich gebe sie Ihnen, bevor sie kaputt gehen“. Damals war sie völlig vor den Kopf gestoßen. „Jetzt weiß ich natürlich, wie sowas gemeint ist“, aber über diese besondere Art des deutschen Charmes muss sie heute noch augenzwinkernd den Kopf schütteln.

sys

Joelle Vormann-Pfeifer:

„Nous devons jamais oublier que c’est une chance de vivre en Europe et, comme a dit François Mitterand en 1995, ‘le nationalisme c’est la guerre’.“

Wir dürfen nie vergessen, was für ein Glück wir haben, in Europa zu leben. Wie François Mitterrand schon 1995 sagte: ‚Nationalismus ist Krieg.‘