Kleines Wahleinmaleins
Panaschieren, Kumulieren, Listenkreuz – Kommunalwahlen in Bayern lassen kaum einen Wunsch offen. Wie’s funktioniert und was man alles machen kann – das Wahlhandwerkszeug im Überblick.
Die Kommunalwahlen sind hierzulande ja die spannendsten Wahlen, denn jedeR WählerIn hat exakt so viele Stimmen, wie es Stadtratsmandate gibt, in Bamberg also 44. Und bei keiner anderen Wahl gibt so viele Möglichkeiten der Auswahl und Stimmenvergabe. Und so geht’s: Panaschieren – für „Breitband“-Wähler Die 44 Stimmen kann jedeR WählerIn einzeln vergeben, indem er/sie vor einzelne KanidatInnen-Namen ein Kreuzchen macht. Man kann so seine 44 Stimmen auch über mehrere oder sogar alle Listen verteilen, das heißt „panaschieren“. Aber es dürfen eben nur maximal 44 Stimmen sein – eine zu viel und der gesamte Stimmzettel ist ungültig – also genau zählen! (Weniger als 44 Stimmen sind okay.) „Kumulieren“ – für gute Kopfrechner Als WählerIn kann man einzelne KandidatInnen, die man besonders gut findet, auch mit bis zu drei Stimmen beglücken: Man schreibt dann vor den KandidatInnen-Namen eine 2 (zwei Stimmen) oder eine 3 (drei Stimmen). Das heißt „kumulieren“ oder „häufeln“. Auch hier gilt: gut zählen und addieren, so dass es unterm Strich nicht mehr als 44 Stimmen sind. Sonst sind alle Stimmen weg. Das Listenkreuz – für den Schnell- und Klarwähler Wer es einfach und schnell haben will, oder auch einfach eine klare politische Linie hat, kann eine Liste ankreuzen, z.B. bei GAL ganz oben ein einziges Kreuz machen. Dann bekäme die GAL alle 44 Stimmen und zwar jedeR der 44 KandidatInnen eine. Der Strich – für Unerbittliche Und es gibt sogar noch ein Handwerkszeug: Das Streichen von Namen. Wer ein Listenkreuz macht, aber einer speziellen Person auf keinen Fall seine Stimme geben will, kann den Namen der Person einfach durchstreichen, dieseR KandidatIn geht dann leer aus. Die Kombination – für Fortgeschrittene Man kann natürlich alle vier Wahl-„Handwerkszeuge“, also das Panaschieren, das Kumulieren, den Strich und das Listenkreuz, miteinander kombinieren. Man kann beispielsweise auf der Liste X die Kandidatin Goldmarie mit drei Stimmen, auf der Liste Y die drei Panzerknacker mit je zwei Stimmen wählen, und schließlich bei der Liste Z sein Listenkreuz setzen und dort Pumuckl von der Liste streichen. Spannendes Endergebnis Bei Auszählung der Stimmzettel werden alle Stimmen sowohl den Listen als auch den einzelnen KandidatInnen zugeordnet. Aus der Listenzuordnung errechnet sich, wie viele Stadtratsmandate eine Liste erhält. Aus der KandidatInnen-Zuordnung errechnet sich die neue KandidatInnen-Reihenfolge auf der Liste: Denn jetzt landet der/die KandidatIn mit den meisten Stimmen endgültig auf Platz 1, die/der mit den zweitmeisten auf Platz 2 und so weiter. Die Stadtratsmandate werden von oben her an die Listenvorderen verteilt. Wichtig: Auch persönliche Stimmen kommen vor allem der Liste zugute! Der Auszählmodus macht klar: Trotz der vielen Möglichkeiten, konkrete KandidatInnen besonders auszuwählen, sollte nie vergessen werden: Jede persönliche Stimme kommt zuallererst der Liste zugute! Wer etwa die Kandidatin Goldmarie auf Platz 38 mit drei Stimmen wählt, weil er sie richtig toll findet, unterstützt damit vor allem ihre Partei X, ob er die nun auch gut findet oder nicht. Denn wenn diese am Ende fünf oder zehn oder 15 Mandate bekommt wird Goldmarie wahrscheinlich nicht mit dabei sein. Von den drei Stimmen profitieren dann aber Rumpelstilzchen und die böse Hexe auf den Plätzen 3 und 9, die der/die WählerIn überhaupt nicht haben wollte. Hinter der vermeintlichen Personenwahl steckt also doch vor allem eine Wahl von Listen. Briefwahl Wer tatsächlich alle Handwerkszeuge dieses aufwändigen Wahlverfahrens nutzen will, für den rentiert sich die Briefwahl. Anzufordern mit der Wahlbenachrichtigung per Post im Rathaus am Maxplatz, oder zu den bekannt Öffnungszeiten dort persönlich vorbei gehen und abholen.
Wer das Wählen mal online ausprobieren will: www.probewahl.de sys |
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