Fotomontage: Erich Weiß

Der Sozialstaat hinkt dem Wohnungsmarkt hinterher

Die Statistik für Bamberg zeigt: Sozialleistungen für Mieten (KdU) wurden zwar angehoben, aber gleichzeitig stiegen auch die Mieten. Vor allem für Alleinerziehende hat sich die Situation in den letzten Jahren sogar noch verschlechtert.

Auf der Seite der Bundesarbeitsagentur finden sich interessante statistische Zahlen – auch zum Bamberger Wohnungsmarkt. Man kann dort aus detaillierten Tabellen herauslesen, in welcher Höhe z.B. Hartz-IV-Bezieher*innen „Kosten der Unterkunft“ (KdU) vom Jobcenter erhalten haben. Diese kann man dann mit den von ihnen tatsächlich zu zahlenden Mieten vergleichen. Die Differenz mussten sie aus dem normalen Leistungsbezug finanzieren, man könnte auch sagen, sich vom Mund absparen.

Seit 1.1.2014 gilt ein neuer qualifizierter Mietspiegel in Bamberg, der auch die KdU-Obergrenzen neu festlegte. Fragt sich also: Hat sich damit etwas verbessert?
Wenn man die Statistiken von Oktober 2012 und Juni 2015 genauer miteinander vergleicht, so kommt man zu folgendem Ergebnis:

Die anerkannten KdU pro Bedarfsgemeinschaft (also die vom Jobcenter übernommenen Mieten) sind von 355 Euro auf 387 Euro pro Monat gestiegen, also um plus 32 Euro. Das ist dem neuen Mietspiegel und der KdU-Anhebung zu verdanken. Allerdings hilft das den nicht ganz 2000 Betroffenen nur teilweise. Denn im selben Zeitraum stiegen ihre tatsächlich zu zahlenden Mietkosten auch an, und zwar von 377 auf 406 (also um plus 29 Euro). Mit anderen Worten, die KdU hinken den tatsächlichen Mieten noch immer hinterher und decken nicht den tatsächlichen Bedarf: Im Juni 2015 mussten die Bedarfsgemeinschaften 19 Euro aus eigener Tasche drauflegen, um ihre Miete zahlen zu können, das ist nur ein bisschen weniger als vor fast drei Jahren mit damals 22 Euro.

Wenn man sich die größte Gruppe der KdU-Bezieher*innen ansieht (das sind über 1000 allein stehende Personen), so lag die Differenz zwischen tatsächlich gezahlten Mieten und vom Jobcenter anerkannten Mieten im Oktober 2012 bei 22 Euro und im Juni 2015 bei 14 Euro. Diese Singles zahlen im Durchschnitt also immer noch drauf, aber ihre Situation hat sich doch schon merklich gebessert.

Anders bei der zweitgrößten Gruppe (knapp 300 Alleinerziehende mit jeweils einem Kind): Sie müssen heute sogar noch tiefer ins eigene Portemonnaie greifen, um ihre Miete zu finanzieren: Im Oktober 2012 mit 16 Euro und im Juni 2015 mit 22 Euro. Sie profitierten also nicht von der Entwicklung.

Noch schlechter ist die Situation für mehr als 100 Alleinerziehende mit zwei Kindern: Sie mussten im Oktober 2012 ebenfalls noch 16 Euro aus eigener Tasche zahlen, im Juni 2015 waren es ganze 24 Euro.

Das zeigt, wie dringend das Angebot bezahlbaren Wohnraums in Bamberg verbessert werden muss. Denn ganz offensichtlich sind Menschen mit geringem Einkommen immer noch gezwungen, in zu teuren Mietwohnungen zu wohnen bzw. finden keine Alternative.

sys