"Darf's a weng mehr sein?"
Als „Salamitaktik“ bezeichnet man bei der Bürgerinitiative Lichteneiche die scheibchenweise servierten Informationen über den „Flugplatz Breitenau“, der eigentlich immer noch eine Sonderlandebahn ist. Dietmar Beck aus der Lichteneiche arbeitete 39 Jahre als Fluglotse und davon 20 Jahre in der größten Flugsicherungszentrale Europas als Betriebsleiter für den Flugbetrieb im süddeutschen Raum. Er kennt sich aus und durchschaut vieles, was für andere wie Fliegerlatein klingt. Er kritisiert die mehr vernebelnde als erhellende Informationspolitik der Stadt Bamberg und der Firma Brose. Zuerst beschloss der Stadtrat die Verbreiterung der Lande- und Startbahn von 15 auf 23,5 Meter. Aus flugrechtlichen Gründen war dies nach Abzug der US-Army, vorherige Eigentümerin des Geländes, notwendig geworden. 2,9 Millionen Euro kostete diese Maßnahme, auf Rechnung der Stadtwerke. Einige Monate später gab die Firma Brose den Austausch des bisherigen Werksflugzeugs vom Typ Cessna Citation CJ2 durch den Typ CJ4 bekannt. Dieses Informationshäppchen musste man zwangsläufig preisgeben, da dadurch eine Erweiterung der bisherigen Betriebsgenehmigung bezüglich des Gewichtslimits der Start- und Landebahn von 5,7 Tonnen auf 10 Tonnen notwendig wird. Das neue Flugzeug, so heben die Stadtwerke positiv hervor, benötige aufgrund der höheren Schubkraft eine 150 Meter kürzere Start- und Landestrecke. Dass dies aber gleichzeitig mit einem erhöhten Lärmpegel von 3 Dezibel einhergeht, verschweigt man lieber. Denn das Flugzeug landet und startet zwar schneller, ist dafür aber lauter. Je nach Berechnungsmodell ergibt dies einen Anstieg des subjektiv empfundenen Fluglärms zwischen 30 und 50 Prozent. Vereinfacht ausgedrückt heißt das: Die Maximallautstärke nimmt zu, aufgrund der kürzeren Dauer errechnet sich aber insgesamt keine erhöhte Lärmbelastung. Das nächste „Salami-Scheibchen" ist nun die von Brose geplante Abweichung von den bisherigen Flugbedingungen nach Sichtflugregeln hin zur Einführung des Instrumentenflugs (IFR) für Hubschrauber, wodurch auch das Starten und Landen bei nicht mehr gegebenen Sichtflugbedingungen möglich wäre. Keine Erwähnung findet sich im Sitzungsvortrag der Stadtwerke vom Juli 2014 für den Finanzsenat, dass sich dadurch die Anflugroute für Hubschrauber ändern und dann über das Gemeindegebiet von Lichteneiche verlaufen würde. Weiter heißt es in dem Sachstandsbericht, dass die Stadtwerke nicht damit rechnen, dass es durch die Änderung der Flugregeln zu mehr Hubschrauberflügen kommt. Diese Behauptung aber wirkt mehr als widersprüchlich, denn kurz vorher betont man noch, dass der Instrumentenflug „für die Fa. Brose von besonderer Bedeutung ist, da witterungsunabhängig alle 14 Standorte direkt vom neuen Brose-Standort Bamberg, der zentrale Funktionen innerhalb des Unternehmens wahrnehmen wird, mit dem Helikopterservice erreicht werden können.“ Unabhängig von einer möglichen Einführung von IFR prognostiziert allerdings schon das nun vorliegende neue Schallschutzgutachten bei Hubschraubern bis 3 Tonnen eine Zunahme von 103 auf 132 (28 Prozent) und in der Gewichtsklasse bis 5 Tonnen sogar eine Verdoppelung von derzeit 128 auf 260 Flugbewegungen. Des weiteren steht die Befürchtung im Raum, dass durch die beantragten Erweiterungen (Gewichtslimit und Instrumentenflug) und den derzeit stattfindenden Neubau von Tower und Betriebsgebäude für weitere 2,1 Millionen Euro, der Sonderlandeplatz zukünftig nicht nur durch Brose mehr genutzt werde, sondern auch weitere Nutzer anziehen könnte. Eine weitere Steigerung, insbesondere im Bereich der Geschäftsflüge, lässt eine Zunahme an Fluglärm erwarten. Denn in puncto Lärm sind die für den Werksverkehr eingesetzten Strahlflugzeuge (wie z.B. die CJ4) und Hubschrauber deutlich lauter als etwa die im Flugsportbereich genutzten Propellerflugzeuge oder Motorsegler. Das Schallimmissionsgutachten erwartet im Vergleich zur Gesamtsteigerung aller Flugbewegungen von 3555 auf 4376 (23 Prozent) bei Strahlflugzeugen schon jetzt eine überproportionale (maximale) Steigerung bis 2024 von 114 auf 160 Flugbewegungen (40 Prozent). Bei der Bürgerinitiative Lichteneiche betont man ausdrücklich, dass sich die Kritik nicht gegen den Sonderlandeplatz an sich richte. Schließlich habe man sich im vollen Bewusstsein, dass sich ein solcher in unmittelbarer Nachbarschaft befinde, für das Bauen oder den Zuzug entschieden. Man erwarte lediglich eine Informationspolitik nach „Sichtflugregeln“, also völlige Transparenz und Nachvollziehbarkeit der aktuellen und zukünftigen Planungen und Entscheidungen. In diesem Zusammenhang ist es nicht mit der öffentlichen Auslegung der Planungsunterlagen getan, da sich Otto Normalbürger aufgrund dieser komplexen Zahlenmaterie gar kein eigenes Urteil bilden kann. Har |
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