Schlemmen ohne Schäuferla

Was haben Sao Paulo, Gent, Bremen und Schweinfurt gemeinsam? Sie gehören zu denjenigen Städten, in denen donnerstags kein Fleisch mehr auf den Tisch kommt. Sie sind Veggietag-Städte. Das bedeutet, hier wird an einem Tag der Woche aus Klimaschutz- und Gesundheitsgründen auf Fleisch verzichtet.

Urheber dieser Idee ist Tobias Leenaert, Vorsitzender des belgischen Vegetarierbundes. Er lud 2009 den Vorsitzenden des Weltklimarates (IPCC) und Friedensnobelpreisträger Rajendra Pachauri nach Gent ein. Dieser verhalf der Botschaft mit einer Rede im Audimax der dortigen Universität vor rund 600 ZuhörerInnen zum Durchbruch.

Er nannte die Fleischproduktion und die damit verbundene Landnutzung „einen der wichtigsten Faktoren für den Klimawandel und die globale Erwärmung“. Schon ein einmaliger Fleischverzicht pro Woche führt in Gent nach seiner Rechnung zur Einsparung von 170 Kilogramm CO2 im Jahr. Wenn alle 240.000 Einwohner der Stadt sich einmal in der Woche vegetarisch ernährten, könnte man so die Emissionen von 18.000 Autos wettmachen.

52 fleischfreie Tage in Bamberg = 9255 Tonnen CO2 weniger

Für Bamberg wäre dies bei 52 vegetarischen Tagen pro Jahr eine CO2-Einsparung von 9255 Tonnen, das entspräche den Emissionen von rund 6000 PKW (bei einer jährlichen Fahrleistung von 15.000 km, z.B. bei einem BMW 118d, der ca. 119g CO2 emittiert). Auch diverse Zivilisationskrankheiten wie z.B. Herz- Kreislauferkrankungen, Diabetes mellitus und Übergewicht würden zurückgehen, da sie ursächlich mit Fleischkonsum verbunden sind.

Die Umsetzung des Veggietages beruht auf Freiwilligkeit, er soll den Bürgerinnen nicht aufgezwungen werden. Daher wurden in Gent Broschüren an die örtliche Gastronomie verteilt, und vegetarische KöchInnen zur „Weiterbildung“ aufgefordert. In den örtlichen Schulen laufen begleitende pädagogische Maßnahmen. Zwanglose Durchführung, gutes Feedback seitens der BürgerInnen – der Veggietag ist in Belgien seit Juli 2009 ein voller Erfolg.

Bürgerversammlung will Veggietag

Erste deutsche Städte mit einem solchen vegetarischen Tag pro Woche sind Bremen, Schweinfurt und Eupen (NRW). Planungen und Aktionen laufen in Wiesbaden, Stuttgart, Nürnberg, München, Leipzig und vielen anderen Städten mehr.
Und nun auch in Bamberg. Bei der Bamberger Bürgerversammlung im letzten Dezember wurde ein entsprechender Antrag gestellt und von den Anwesenden einstimmig angenommen. Ende März kann nun mit einer Entscheidung des Stadtrats gerechnet werden.

Angesichts der hehren Klima-Ziele der Stadt dürfte der Einführung des Veggietages eigentlich nichts mehr im Wege stehen, hier wäre schließlich der mit Abstand größte Klimaschutzerfolg möglich.

Marc Hohrath


Plakat der Kampagne Veggie-Donnerstag