Keine „Fruchtfolge Bauland“ in der Oberen Gärtnerei

Der neue Bebauungsplanentwurf schreibt den Erhalt von gärtnerisch genutzten Flächen fest, weil diese höchsten Denkmalrang haben. Grundstückseigentümer fühlen sich dadurch beschnitten. Aktive Gärtner haben Entgegenkommen verdient.

Blick in die Obere Gärtnerei, von der Egelseestraße aus. Foto: sys

 

Die so genannte Obere Gärtnerei – zwischen Nürnberger Straße und Egelseestraße – ist mit der Hofstadt in der Unteren Gärtnerei (Heiliggrab-, Mittel-, Memmelsdorfer, Siechenstraße und Spitalgasse) eine der zwei Keimzellen der Bamberger Gärtnerstadt und die letzte weitgehend erhaltene historische Gärtnerfläche Bambergs. Damit das auch so bleibt, hat das Stadtplanungsamt einen Bebauungsplan entworfen, der dies festschreibt.

Aus Sicht der Denkmalpflege ist dies längst überfällig. Dr. Thomas Gunzelmann, im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege für die städtebauliche Denkmalpflege zuständig, stellte erst vor kurzem klar, dass das Stadtdenkmal einen Erhalt der Flächen unabdingbar voraussetzt. Sogar der Status Weltkulturerbe könnte durchaus fallen, würden die Flächen einmal bebaut, auch wenn nur ein Teil der Oberen Gärtnerei zum Bereich des Welterbes gehört.

Doch viele Anlieger, darunter aktive Gärtner, ehemalige Gärtnerfamilien bzw. deren Erbengemeinschaften u.a. sind darüber nicht begeistert, vielmehr empört. Seit Jahren hoffen sie darauf, ihre Grundstücke dereinst versilbern zu können. Der Bebauungsplan würde diese Hoffnungen endgültig zunichte machen. Und dabei geht es durchaus um viel Geld: Erheblich mehr Verkaufserlös könnten sie mit der „Fruchtfolge Bauland“ erzielen, wenn ihr Land also vom Ackerland zum Bauland umgewidmet werden würde.

So gesehen ist der Ärger in gewisser Weise nachvollziehbar. Zumal in anderen Gebieten wie etwa beim Glaskontor oder an der Oberen Königstraße (Hergenröder-Areal) dichte Bebauung vorgesehen ist bzw. bereits umgesetzt wurde – und auch da war früher mal Gärtnerland. Man fühlt sich deswegen ungleich und ungerecht behandelt.

Doch ganz schlüssig ist die Argumentation nicht. Tatsächliche Aussicht auf Baulandausweisung hatte man in der Oberen Gärtnerei eigentlich nie, denn hier ist die Gartenbautradition mit am besten erhalten, der Denkmalwert seit langem bekannt. Wer mit solchen Gewinnen kalkuliert hatte, hat sich in den Bereich der Spekulation begeben. Und der Vorwurf der „Enteignung durch die Stadt“, der immer wieder mal von den Betroffenen ins Feld geführt wird, ist deshalb auch aus der Luft gegriffen. In der Tat wurden andere noch erhaltene Gärtnerflächen in den letzten Jahrzehnten geopfert. Doch kann man Denkmalzerstörung und Bausünden heute natürlich nicht fordern, indem man sie mit Vergleichbarem in der Vergangenheit rechtfertigt.

Immerhin ist die Stadt den Anliegern der Oberen Gärtnerei schon insofern entgegengekommen, als in zweiter Reihe gebaut werden darf, hier also tatsächlich neue Baurechte bzw. lukratives Bauland entstehen: Wo die Gärtnereien ihre Scheunen, Schuppen und Ställe hatten, kann in Zukunft gewohnt werden. Jedes weitere Zugeständnis wäre aber ein echter Bruch des Denkmalrechts und städteplanerisch nicht akzeptabel. Es bleibt zu hoffen, dass Stadtverwaltung und Stadtrat in diesem Punkt konsequent bleiben. Zumal nicht alle Anlieger ihren Grund und Boden als Bauland verkaufen wollen – viele haben sich auch arrangiert, eigene Gärten angelegt oder verpachtet.

Jedoch gebührt gerade den Erwerbsgärtnern durchaus noch mehr Anerkennung und Unterstützung, betreiben sie doch täglich durch ihren Gartenbau praktische Denkmalpflege auf eigene Kosten. Und dies nicht zu knapp: Sie bezahlen etwa für das Wasser, das sie verwenden, so viel wie jeder andere Bamberger, der die Zähne damit putzt oder seine Balkonpflanzen gießt. Hier könnte die Stadt einen verbilligten Wasserpreis für aktive Gärtnereibetriebe anbieten. Denkbar wäre auch eine Prämie dafür, dass überhaupt in der Zeit von Mai bis Oktober die historischen Gärtnerflächen angebaut werden, denn wie gesagt, die der Gartenbau ist in der Tat Denkmalpflege.

Das wäre ein Signal der Wertschätzung an die Gärtnerfamilien und vielleicht ein Ansporn, sich nicht als Gegner der Denkmalpflege, sondern als ihre tragende Säule zu sehen.

sys