Bahnausbau Bamberg überflüssig?

Wenn in Bamberg noch die Köpfe bei der Debatte über Tunnellösung und Bestandstrasse rauchen, wird der Zug längst in vier Stunden von München nach Berlin fahren. Hektik ist also nicht angesagt. Vielmehr täte Bamberg ein Moratorium gut.

Bald ist es soweit! Ab dem 10. Dezember 2017 wird sich die Fahrzeit mit der Bahn zwischen Berlin und München um mehr als zwei Stunden verkürzen. Mit dem Sprinter, der dreimal täglich verkehrt und unterwegs nur in Halle an der Saale, Erfurt und Nürnberg hält, dauert die Reise drei Stunden und 55 Minuten. Dies ist sozusagen der Rekord.

Die anderen Fernzüge sind auch nicht gerade langsam. Der ICE-T etwa schafft die Strecke in vier Stunden und 15 Minuten. Das liegt daran, dass er eben „nur“ 230 Stundenkilometer, nicht 300, aufs Tacho bringt. Von Berlin nach Bamberg dauert es übrigens mit dem regulären ICE zwei Stunden und 45 Minuten.

Die Neubaustrecke kostete 3 Milliarden Euro. Die Gleise verlaufen über 29 Brücken und durch viele Tunnel, die insgesamt 41 Kilometer lang sind. Insgesamt wird das „Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 8“ allerdings mit 10 Milliarden Euro zu Buche schlagen. Unter anderem fehlt noch der Ausbau des Streckenabschnitts durch Bamberg, der im Jahr 2028 fertig sein soll.

Für das bereits in den 90er Jahren, kurz nach der deutschen Wiedervereinigung, gesteckte Ziel von vier Stunden Fahrtzeit Berlin-München sind die paar Kilometer auf dem Stadtgebiet Bamberg aber ersichtlich nicht relevant. Warum also der ganze Hype um die Frage, wie und wo man zwei zusätzliche Gleise durch oder unter die Stadt quetscht?

Der einzige Grund für den Ausbau basiert auf der Prognose, dass es künftig mehr Güterzüge geben wird, die den superschnellen Fernverkehr behindern könnten. Aber genau diese Prognosen sind mehr als fragwürdig.

Man sollte deshalb abwarten, ob sich die Voraussagen bewahrheiten. Ein Moratorium also. Danach könnte man sicher(er) sagen, ob der viergleisige Ausbau durch Bamberg überhaupt nötig ist.

Bamberg könnte dieses Moratorium nur nützen im momentanen -Planungswirrwarr und Ideenjahrmarkt zwischen Volluntertunnelung und Durch-fahrtsvarianten. Der vor-läufige Verzicht auf den Aus-bau  könnte auch deshalb ein Segen sein, weil die technischen Fortschritte beim Lärmschutz gerade in den nächsten Jahren rasant zunehmen werden.

Und Lärmschutzmaßnahmen entlang der Trasse durch Bamberg muss es geben – egal, ob Ausbau oder nicht. Aber es wäre doch fatal, jetzt nach alten Richtlinien und Methoden zu planen, um in zehn Jahren einen technisch überholten Bau zu vollenden oder gar festzustellen, dass man das alles gar nicht gebraucht hätte!

usa