Wird der Hauptsmoorwald zersägt?

60 Hektar Wald in Bamberg-Ost sollen Industrie- und Gewerbebauten weichen, doch engagierte Bürgerinnen und Bürger stellen sich dagegen.

Von Wald überwachsene ehemalige Militärbunker auf dem MUNA-Gelände im Hauptsmoorwald. Foto: Martin Bücker

 

„Gewerbepark Geisfelder Straße“ – diesen harmlos gemütlich klingenden Titel trägt derzeit ein Bebauungsplanverfahren, aus dem ein neues Industrie- und Gewerbegebiet hervorgehen soll: 63,34 Hektar Industrie- und Gewerbebauten, plus Verkehrsflächen mit weiteren 23,87 Hektar. Ca. 74 Hektar davon sind Gewerbefläche, die ganz neu entsteht, und davon sind wiederum gute 60 Hektar bewaldetes Gebiet, müssen also abgeholzt werden. Zum Vergleich: Der Bamberger Hainpark (Luisenhain und Theresienhain) umfasst nur 47 Hektar, und die Schillerwiese (siehe Titelseite) würde 32 mal auf die zu entwaldende Fläche passen.

Angeblich hat die Stadt einen Bedarf an neuen Gewerbeflächen in Höhe von 71 Hektar. Doch von wem konkret und für was genau, liegt völlig im Dunkeln, denn die Stadtverwaltung gibt nicht einmal dem Stadtrat Auskunft darüber und macht sich damit selbst unglaubwürdig. Gemunkelt wird von Ansiedlungsinteressen großer Logistik-Unternehmen, die große Flächen verbrauchen, viel Schwerlastverkehr verursachen, kaum Arbeitsplätze schaffen und nur wenig Gewerbesteuer zahlen.

Von den Plänen ist der Hauptsmoorwald massiv betroffen: Insgesamt gut 60 Hektar teils wertvoller und Jahrzehnte alter Waldbestand sollen gerodet werden, das ist die Größe von 85 Fußballfeldern. 22 gefährdete Tiere der Roten Liste, Sandmagerrasenflächen, Biotope und das größte Naherholungsgebiet des Bamberger Ostens stehen auf dem Spiel.
2015 erst befand der Bundestag Teile des Hauptsmoorwaldes für so wertvoll, dass er sie zum Nationalen Naturerbe erklärte. Jetzt will die Stadt Bamberg ein paar hundert Meter weiter Waldfläche roden, die zu genau demselben Hauptsmoorwald gehört, mit ihm eine Einheit darstellt und ebenso geschützt werden muss.

Wird der so genannte „Gewerbepark“ verwirklicht, bedeutet das für die Anwohnenden in Bamberg-Ost mehr Lärm, mehr Verkehr, höhere Umweltbelastung, schlechteres Kleinklima, Ausblick auf bis zu 40 Meter hohe Industriebauten und einen erschwerten Zugang zum Wald dahinter.

Die GAL-Stadtratsfraktion hat von Anfang an gegen die Pläne argumentiert und ihre Zustimmung verweigert. Mit einem von Betroffenen in Bamberg-Ost initiierten Bürgerbegehren bzw. Bürgerentscheid soll nun das Bebauungsplanverfahren gestoppt werden und der Wald erhalten bleiben. Die Bamberger Grünen sind mit dabei!

sys

Mehr Infos zum Bürgerbegehren "Für den Hauptsmoorwald":

Öffnet externen Link in neuem Fensterwww.rettetdenhauptsmoorwald.de

www.bamberg.bund-naturschutz.de/hauptsmoorwald.html

 

 

 

   

Grüne Türöffnerin in München


Auch die Verkehrspolizei will expandieren, weil ihr Gebäude in der Schildstraße nicht mehr ausreicht. Ausgesucht hat man sich ein Gelände im Hauptsmoorwald, am Ende der Moosstraße, das dem Freistaat gehört und komplett bewaldet ist. Für den Neubau müssten (je nach Bauplänen) 2 bis 3 Hektar Wald verschwinden. Das Bauvorhaben ist Bestandteil des Bebauungsplans für einen „Gewerbepark Geisfelder Straße“. Das Bürgerbegehren „Rettet den Hauptsmoorwald“ will also auch diesen Neubau verhindern.

Die Bamberger Grünen haben sowohl der Stadt als auch dem Innenministerium (als Bauherr) gegenüber Alternativvorschläge gemacht – etwa das jetzige Areal an der Schildstraße, das von Polizei und Arbeitsagentur genutzt wird, aufzustocken und unbebaute Flächen (etwa Parkplatz) zu überbauen, oder ein städtisches Anwesen in der Benzstraße zu nutzen – aber beides wurde abgelehnt.

Von der Bürgerinitiative wurde eine Petition gestartet, in der das Innenministerium zur alternativen Standortsuche und zum Erhalt des Hauptsmoorwaldes aufgefordert wird. Nachdem sich das Innenministerium auf Anfrage der BI weigerte, die 7.200 Unterschriften bei einem Besuchstermin in München entgegenzunehmen, sprang die Grünen-Landtagsabgeordnete Ulrike Gote ein. Dank ihrem Beisein konnten die Listen von den BI-Aktiven Stefan Kurz, Karoline Scharf und Karin Einwag Mitte Juni vor einer Plenarsitzung im Landtag an den CSU-Innenstaatssekretär des Innenministeriums überreicht werden.