Vorerst obdachlos oder gleich exmatrikulieren?

Die Bamberger Studierendenzahlen erreichen Rekordhöhen – und die „Alternativen“ bei der Wohnungssuche haben sich längst auf private Gästezimmer und Camping-Zelte ausgeweitet.

„Am 15. April wurde an der Universität Bamberg das erste Mal in einem Sommersemester und das zweite Mal überhaupt die Marke der 10.000 Studierenden erreicht“, titelte die Universität Bamberg am 18. April in ihren eigenen Neuigkeiten. Ausreichend Wohnraum für die neuen Studierenden ist nicht vorhanden. Dadurch dass in diesem Semester zwei Abiturjahrgänge an die Universität wechselten, hat sich das Problem weiter verschärft. Die Unileitung rechnete im Februar nur mit einem Anstieg auf etwas über 9000 Studierende. Larissa Higle hat im letzten Winter mit dem Studium begonnen. „Ich habe zuerst zwei Wochen bei Freunden gewohnt, sonst hätte ich nicht in Bamberg übernachten können.“

150 BewerberInnen für ein Zimmer

Das Problem ist bekannt, aber es fehlt noch an angemessenen Taten. Inzwischen hat es aufgrund der Wohnungsnot bei den Studierenden der Universität Bamberg zahlreiche nachträgliche Exmatrikulationen gegeben. Gerüchten zufolge sollen diese im letzten Wintersemester im dreistelligen Bereich gelegen haben. In der Weißenburgstraße wurden sog. Wohncontainer aufgestellt. „Bei den Besichtigungen der WG-Zimmer waren jeweils 150 Suchende und dann waren das auch noch dreckige Löcher“, so Higle.

Die Versuche der Stadt, Studierende bei Privatpersonen unterzubringen, hat bisher nicht zu einem „positiven Feedback“ geführt, so die Vertreterin der Studierenden im Senat Lydia Hendel. Laut Studentenwerk wurden 159 Studenten an Leute vermittelt, die ihnen vorübergehend eine Unterkunft bieten, bis sie längerfristig Wohnung oder Zimmer gefunden haben. Einen entsprechenden Appell hatten Stadt und Studentenwerk an die Bamberger Bevölkerung gerichtet. Im letzten Wintersemester 2010/2011 mussten nicht wenige StudentInnen noch den Campingplatz nutzen, um ihr Warten auf eine dauerhafte Bleibe zu überbrücken und wenigstens ein Zelt über dem Kopf zu haben.

Studi-Wohnungen auf der ERBA für 400 Euro

Die Unileitung verkündet erfreut die hohen Zahlen an Erstsemestern und die dadurch hohen zusätzlichen Einnahmen an Studiengebühren, kann aber die Konsequenzen nicht organisieren. „Das Studentenwerk Würzburg kommt seiner Verantwortung, Wohnraum für Studenten in Bamberg bereitzustellen, bisher nicht nach. In den Diskussionen der letzten Monate stellte sich zudem eine mangelnde Konstruktivität zwischen Unileitung und Studentenwerk heraus“, kommentiert Lydia Hendel.

Die Studentenwohnungen auf dem ERBA-Gelände sind bereits Monate im Voraus vermietet gewesen. Aber sind 1-Zimmerwohnungen mit Mietpreisen über 400 Euro wirklich noch Studentenwohnungen? Hendel glaubt an einen sich weiter verstärkenden Zusammenhang zwischen der Studienplatzwahl und dem „Geldbeutel der Eltern“ in Bamberg.

DK


Im Vergleich zu den Vorjahren stieg die Zahl der Studierenden in den letzten beiden Semestern massiv an, wie die Zahlen des Statistischen Landesamtes zeigen. Im kommenden Wintersemester steht noch der zweite Abiturjahrgang an, der in diesem Jahr an bayerischen Gymnasien seinen Abschluss macht. Auch die allgemeine Wehrpflicht (samt Zivildienst) entfällt ab Juli und wird zusätzliche Studenten an die Unis bringen.