Energiewende – Aufwind für die Region

1500 neue Windräder kann sich die bayerische Staatsregierung für Bayern vorstellen. Viele davon werden in Oberfranken stehen, hier nämlich bieten die Windverhältnisse im bayerischen Vergleich neben dem Voralpengebiet die besten Voraussetzungen. Die Energiewende wird unsere Landschaft verändern, aber noch viel mehr wird sie Vorteile bringen.

Im Mai ging die Anhörung des Planungsverbandes Oberfranken-West zu den Vorrangflächen für Windkraft in die zweite Runde. Dabei wurden im Landkreis Bamberg zwar einige Flächen gestrichen, andere dafür erweitert oder leicht verschoben. Insgesamt ist ein halbwegs befriedigender Plan heraus gekommen, sieht man einmal davon ab, dass die windhöffigsten Gebiete auf dem Albtrauf unberücksichtigt blieben, teils aus verständlichen, teils aus weniger verständlichen Gründen.

Wenn wir es ernst meinen mit der Energiewende, kommen wir um Windparks auch bei uns nicht herum. Doch das ist positiv zu sehen. Während Atom- und Kohlekraft an wenigen Standorten produzieren, findet die Energiewende dezentral statt, und wir alle sind ein Teil davon. So profitieren Kommunen durch Gewerbesteuer- und Pachteinnahmen, lokale Firmen mit Bau- und Wartungsaufträgen und natürlich die Menschen vor Ort durch Arbeitsplätze und Beteiligungen an Bürgerprojekten.

Wo Neues entsteht, regt sich aber auch immer Widerstand. Einige wollen sich mit den Windrädern vor Ort schlicht nicht anfreunden und gründen Gegeninitiativen. Auf den Jura-Höhen bei Wattendorf und Stadelhofen ist dies nachvollziehbar, ziehen sich bereits Autobahn, Freiflächenphotovoltaik und Hochspannungsleitungen durch die Landschaft. Solche Gebiete gelten gerade deshalb als geeignet, weil sie „vorbelastet“ sind – eine mehr als unglückliche Formulierung.

Andernorts ist der Widerstand nur schwer zu verstehen, und es hat oftmals den Anschein, als ginge es weniger um die Windräder als vielmehr um die Stammtischhoheit in der jeweiligen Gemeinde. Mitunter abstruse Argumente werden ins Feld geführt (wie etwa kilometerweites Eisklumpenschleudern der drehenden Windräder), und bedrohlich wirkende Fotomontagen tun ihr Übriges zu einer unnötigen Emotionalisierung der Debatte.

Hier setzen wir mit unserem Arbeitskreis Energie an, den zwar wir Grünen ins Leben gerufen haben, dem sich jedoch Experten ebenso wie interessierte BürgerInnen angeschlossen haben. Unser gemeinsames Ziel ist es, die Klimaallianz in Stadt und Landkreis voranbringen zu helfen. Mit einer inzwischen tausendfach verteilten Informationsbroschüre entkräften wir die wichtigsten Vorurteile.

Effiziente Arbeitsplätze

Zum Beispiel die immer wieder aufgestellte Behauptung, Windkraftanlagen könnten in Oberfranken nicht wirtschaftlich arbeiten. Im Gegenteil, sie arbeiten effizient und sind eine tragende Säule der Energiewende. Sie schaffen Arbeitsplätze, deutschlandweit sind es derzeit fast 100.000, und werden so auch zu einer Hoffnung für unseren Bezirk.

Windenergie billigste der Energiearten

Häufig wird der Windenergie auch vorgeworfen, sie werde künstlich und mit staatlichen Mitteln hochgepäppelt. Doch auch das trifft nicht zu: Während Atomstrom und Kohlekraftwerke hohe Zuschüsse aus Steuergeldern erhalten, fließen in die Windenergie keine staatlichen Subventionen. Seit die Erneuerbaren bei uns ausgebaut werden, sinkt der Strompreis an der Strombörse sogar. Nur geben die Stromversorger dies nicht an die Verbraucher weiter. In einem fairen Vergleich ohne Subventionen wäre die Windenergie die billigste aller Energieformen. Und – anders als bei Kohle- und Atomkraft – denkt der Gesetzgeber bei der Windenergie auch noch nachhaltig: Wer heute ein Windrad projektiert, muss sogar dessen Rückbau schon finanziert haben.

Die Energiewende wird für uns alle spürbar und sichtbar sein. Mit guten Beteiligungsformen jedoch wird sie zu einem wichtigen Faktor regionaler Wertschöpfung werden. Gerade auch deshalb sollten wir die Erneuerbaren als große Chance begreifen und diese beim Schopfe packen.

Vogelschutz gewährleistet

Sorgen um Vögel und Fledermäuse sowie den Artenschutz werden vom Planungsrecht nicht übergangen: Vor jedem Bau eines neuen Windrads muss heute per Gesetz ein Vogelschutzgutachten eingeholt werden. Vogel- und Naturschutzgebiete sind für Windkraftanlagen von vorne herein tabu. Hochspannungsleitungen, Verkehr und viele hohe Bauwerke töten wesentlich mehr Vögel als Windkraftanlagen, dies belegen zahlreiche langjährige Untersuchungen.

Keine Angst vor Lärm, Schatten- und Disko-Effekten

Ängste vor Lärm, Schattenwurf und Disko-Effekt sind ernst zu nehmen, aber es gibt schon heute gesetzliche Lärmschutzvorschriften und Mindestabstandsflächen zur Wohnbebauung. Durch technische Neuerungen werden moderne Windräder dazu immer leiser. Umgebungsgeräusche wie Windrauschen und Straßenverkehr übertönen die Windräder moderner Bauart. Und heutige Windräder haben eine matte Oberfläche, so dass es zu Sonnenspiegelungen nicht mehr kommen kann.

Andreas Lösche