Ene … mene … Mitte … Ost …
Bahnausbau in Bamberg

 

Erfolgt der Bahnausbau durch Bambergs Mitte oder über eine Ostumfahrung? Im November fällt die Entscheidung. Derzeit werden beide Lösungen ernsthaft geprüft, jedoch droht die Variante „Güterzug-Ostumfahrung“ der AG Bahnsinn unter den Tisch zu fallen.

Es herrscht Planungschaos bei der Bahn. Der große Streit um Bambergs unaufhaltsamen Bahnausbau – zwei zusätzliche Gleise müssen verlegt werden – hält an. Noch immer ist unklar, ob der Bahnausbau um Bamberg herum oder durch Bamberg hindurch erfolgen soll. Immerhin ist – angeblich – klar, dass die Anschlussstellen zu den im Landkreis befindlichen Strecken dadurch unverändert bleiben.

Die DB hat bereits eine Machbarkeitsstudie für eine Ostumfahrung erarbeitet, nämlich entlang der Autobahn in Bambergs Osten. Eine ebensolche Studie für die Strecke durch Bamberg auf der vorhandenen Trasse wurde nun in Auftrag gegeben. Für den Ausbau der Bestandsstrecke gibt es bislang nur eine grobe Planung, die zum Aufschrei in unserer Stadt führte, da sie mit sechs bis acht Meter hohen Lärmschutzwänden verbunden wäre. Die GAL hatte durch eine Aktion vor Ort schon im November 2010 Alarm geschlagen, um diese städtebauliche Todsünde zu verhindern. In der Folge gründete sich mit der „AG Bahnsinn“ eine Bürgerinitiative, die sich vehement gegen die Lärmschutzwände aussprach, nach Alternativen suchte und schließlich eigene Pläne vorlegte, die Güterzug-Ostumfahrung.

Jetzt wird also bis zum November von der DB untersucht, wie eine stadtbildverträglichere Trasse ohne hohe Mauern durchs Stadtgebiet gebaut werden kann, die mit innovativem Lärmschutz versehen wird und die sogar eine Teil- oder Komplettuntertunnelung erhält.

Dabei steht bei jedem Tunnelbau, der freilich in diesem Fall die beste Lösung darstellen würde, die Frage nach der Bezahlbarkeit im Raum. Jede oberirdische Streckenführung wird hingegen auch bei noch so innovativem Lärmschutz einen städtebaulichen Eingriff darstellen, der ohne Wände nicht auskommt. Aber je niedriger die Wände, desto offener die Frage, ob der Lärmschutz dann noch ausreicht. Es ist also noch vieles unklar.

Die Sprecher der Stadtratsfraktionen der CSU und SPD haben jedoch schon vor Wochen laut getönt, dass für sie eine Ostumfahrung auf keinen Fall in Frage käme, sondern nur eine „Binnendurchfahrt“. Innerhalb der CSU hat dies bereits zu harten Verwerfungen geführt. Eine solche vorschnelle Festlegung zu diesem frühen Zeitpunkt ist auch aus Sicht der GAL grob fahrlässig. Gründliche Untersuchungen sind selbstverständlich abzuwarten.
Im Koordinierungskreis Bahnausbau (einem Gremium aus Stadt und DB) wurde für das weitere Vorgehen beschlossen, sowohl Bestandsstreckenausbau als auch Ostumfahrung weiter zu prüfen. Jedoch ist die Bahnsinn-Variante Güterzug-Ostumfahrung im Auswahlverfahren nicht enthalten, nur einzelne Bauelemente (Annäherung an A73, ggf. in Teilen Tieflage bzw. Untertunnelung Autobahnkreuz) sollen zur Optimierung der DB-Ostumfahrung dienen.

Damit scheint die grundlegende Idee der AG Bahnsinn vom Tisch, nur Güterzüge über die Ostumfahrung zu schicken, den ICE aber auf der Bestandsstrecke durch Bamberg fahren zu lassen – sie wäre damit flächensparender und landschaftsschonender als die DB-Ostumfahrung. Genau diese Möglichkeit sollte aber weiter untersucht werden, um eine Vergleichbarkeit mit den anderen nun in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudien zu erlangen. Die GAL will sich dafür in der nächsten Vollsitzung am 24.7. stark machen.

usa

   

Die Güterzug-Ostumfahrung (ehemals Variante 4) wurde von der AG Bahnsinn erarbeitet. Von ihr sollen nur einige Elemente in die DB-Ostumfahrungspläne einfließen.
Die Tunnellösung (ehemals Variante 5) ist die Grundlage für die Prüfung des Bestandsstreckenausbaus: Güterzugtunnel zwischen Münchner Ring und Kronacher Straße, ergänzt durch innovativen Lärmschutz und Tieferlegung auf Teilen der Strecke.

Standpunkt

Die GAL tritt dafür ein, eine Lösung für Bamberg zu finden, die nicht nur bezahlbar ist, sondern den Lärmschutz auf zukunftsorientierte Frequenzen garantiert und sowohl das Stadtbild nicht beschädigt also auch ökologisch vertretbar ist.

Deswegen bleiben nur zwei Varianten übrig: Entweder die Tunnellösung durch Bamberg, wie sie jetzt auf Machbarkeit überprüft wird, oder die Lösung der AG Bahnsinn, die eine Ostumfahrung nur für Güterzüge mit teilweiser Untertunnelung und begrünter Einhausung vorsieht. Dass die DB sich auf ihre Ostumfahrungsvariante versteift und der Koordinierungskreis sich darauf eingelassen hat, ist bedauerlich und hoffentlich noch zu korrigieren. Geprüft werden sollte auch diese Variante allemal.

Ursula Sowa