Stadtbau GmbH: Auf Abwegen zum Korbleger

Das Gelände der Firma Eberth, Kornstraße/Lerchenweg in der Gereuth. Foto: Max Schaible

Eine neue Trainingshalle für die Brose Baskets wird als Jugendförderzentrum deklariert und von der Stadtbau GmbH gebaut.

In der Reihe ihrer Seitensprünge, mit denen sie sich weit weg vom Sozialen Wohnungsbau katapultiert, setzt die Stadtbau GmbH mit anhaltendem und millionenteurem Elan erneut zum Abfedern an.
Neuester Posten im Stadtbau-Fehltritte-Katalog ist der Neubau einer Basketballtrainingshalle in der Gereuth – als so genanntes „Jugendförderzentrum“ gut getarnt und hoch gepriesen. Untergebracht werden dort – neben der Trainingshalle und verteilt auf drei Stockwerke – 1. Räume für die Brose Baskets, die in der Halle ihr Training abhalten wollen, 2. Geschäftsräume für die Firma Eberth, von der das Gelände für eine sechsstellige Summe abgekauft wurde, und 3. Räume für Jugendliche.

Das ganze Projekt, das die Stadtbau GmbH stemmt, kostet voraussichtlich 3,5 Mio Euro, von denen 578.000 Euro das städtische „Wohnungsbauunternehmen“ selbst aufzubringen hat. Fast 3 Mio Euro hofft man, über vielfältige Fördergelder zu finanzieren: Rund 1 Mio Euro kommt von Bund und Land über das im Stadtteil Gereuth laufende Programm „Soziale Stadt, die Stadt Bamberg schießt 350.000 Euro zu, außerdem hat man als Geldgeber noch die Bayerische Landesstiftung (524.000), die Oberfranken-Stiftung (500.000), die Dr.-Robert-Pfleger-Stiftung (250.000), den Bayerischen Jugendring (200.000) und ISO e.V. (50.000). Verbindlich sind diese Zusagen aber zumeist noch nicht.
Doch wenn Jugendarbeit schon das einzige „Soziale“ ist, was dort stattfinden soll, welchen Raum werden die Jugendlichen bei dem millionenschweren Vorhaben überhaupt einnehmen?

Die geplanten Jugendräume im Erdgeschoss des so genannten „Jugendförderzentrums“ bestehen aus einem Gruppenraum (60 qm), Küche, Büro, Toiletten und Umkleiden für die Halle. Betreut werden sie im Rahmen der offenen Jugendarbeit und im Auftrag der Stadt vom Verein ISO e.V.

Die Trainingshalle darf von den Jugendlichen dann genutzt werden, wenn die Brose Baskets sie nicht brauchen, und das auch nur zu Sportzwecken, nicht etwa für andere Veranstaltungen (Musik o. ä.). Offiziell heißt es, dass 80% der Hallennutzung für die Jugendlichen reserviert bleibt – da darf man gespannt sein.

Aber selbst wenn das so ist: Jugendliche, die in der Halle spielen werden, gehören größtenteils zum Profi-Nachwuchs der Brose Baskets, der übrigens auch von ISO e.V. betreut wird, diesmal im Auftrag der Profi-Basketballer. Diese Nachwuchsförderung hat ein großes Einzugsgebiet und hohe Anforderungen und wird sich deshalb allenfalls zufällig und nur geringfügig an Gereuther Jugendliche richten.

Der Bayerische Jugendring, der anfangs mit einem Zuschuss von 350.000 Euro eingeplant war, reduzierte deshalb auch seinen Zuschuss um gute 40%. Es werden nur noch die ausschließlich von den Jugendlichen genutzten Räume gefördert.

Doch Oberbürgermeister, Stadtratsmehrheit und Stadtbau GmbH halten weiterhin an dem Vorhaben fest. Und das, obwohl nicht nur der soziale Nutzen für die Gereuther Jugendlichen mehr als fraglich ist, sondern auch die Finanzierung auf wackligen Füßen steht. Eine Refinanzierung ihres Investitionsanteils erhält die Stadtbau GmbH nur über die Mietzahlungen der drei Beteiligten Brose Baskets, Firma Ebert und Stadt bzw. ISO e.V. (als Träger der Jugendräume). Feste Verträge oder Vereinbarungen gibt es noch mit keiner Partei.

Das Risiko (ein Abspringen der Firma Ebert als Mieterin wird in der Gerüchteküche schon gehandelt, ein Abreißen der Glückssträhne der Brose Baskets ist nicht unmöglich) liegt also allein bei der „gemeinnützigen Stadttochter“. Profiteur hingegen sind wieder einmal die Brose Baskets, die eine Trainingshalle zur nahezu freien Verfügung ganz nach ihren Wünschen neu gebaut bekommen, ohne dafür auch nur die geringste Investion oder langfristige finanzielle Bindung eingehen zu müssen.

sys / usa

   

Seitensprung-Liste

… oder was die Stadtbau GmbH in den letzten Jahres alles projektierte, das nichts mit sozialem Wohnungsbau zu tun hat.

  • Rettung der Stechert-Arena im Jahr 2010, nachdem deren damalige Eigentümerin Sabo GmbH kurz vor der Pleite stand, mit einer Bürgschaft in Höhe von 2,5 Mio Euro.
  • Bau einer Tiefgarage auf dem ERBA-Gelände für 6,2 Mio Euro (eigentlicher Bauherr war die Campus Tiefgaragen GmbH unter Beteiligung der Stadtbau); außerdem Erwerb eines Grundstücks und Bau von 22 Luxuswohnungen.
  • Bau des Jugendgästehauses am Kaulberg für 6 Mio Euro (aus dem Konjunkturpaket der Bundesregierung).