Bürokratisch versandeter Spielplatz

… oder warum die Kinder in der Koppenhofkaserne immer noch auf Schaukel und Rutsche warten.

Ein engagierter Wunderburger hatte ein wachsames Bürgerauge und stellte vor kurzem bei der Bürgerversammlung eine Frage an die Verwaltung: Warum ist eigentlich der Spielplatz, der im Bebauungsplan für das Areal Koppenhofkaserne vorgesehen ist, immer noch nicht gebaut?

Tja, da musste die Verwaltung schon arg im Archiv kramen – und förderte Peinliches zutage. Im März 2002 hatte die Stadt Bamberg mit dem dort tätigen Bauinvestor, L & N Immobilien GmbH, einen städtebaulichen Vertrag geschlossen. Darin stand unter anderem, dass auf einem 1.000 Quadratmeter großen Grundstück im Innenhof des ehemaligen Kasernengeländes ein Quartiersspielplatz zur öffentlichen Nutzung errichtet werden muss – entsprechend den Vorgaben der Bayerischen Bauordnung. Das Gartenamt der Stadt verpflichtete sich, den Spielplatz zu bauen, die L & N Immobilien GmbH verpflichtete sich, einen einmaligen Kostenbeitrag von 20.000 Euro beizusteuern.

Nur – bis heute ist keinerlei Zahlung bei der Stadt eingegangen, wie die Stadtverwaltung nun zugeben musste. Im Sitzungsvortrag für den Bausenat folgerte man daraus lapidar: „Der Kostenbeitrag wurde nicht geleistet und der Spielplatz durch die Stadt Bamberg dementsprechend auch nicht hergestellt.“
Offenbar hatte man sich im Rathaus weder um eine Baufertigstellungsanzeige nach Abschluss des Bauvorhabens gekümmert – die hätte dann nämlich ergeben, dass die Spielplatzfläche noch brach liegt. Noch bemühte man sich sonst irgendwie um die Einhaltung der Vertragspflichten und Zahlung der 20.000 Euro.

Die Herren Marco Lang und Jörg Neumann, die hinter dem „L & N“ der Investoren-GmbH steckten und in der Bamberger Immobilien-Szene hinlänglich bekannt sind, machten mit ihrer Firma bald nach dem Geschäft im alten Koppenhof pleite. 2006 war dann der Anspruch der Stadt auf den Kostenbeitrag zum Spielplatz ohnehin verjährt.

Geschehen ist aber auch danach nichts. Den Kindern in diesem Gebiet, die noch heute auf Rutsche, Schaukel und Klettergerüst warten, fühlte man sich im Rathaus offensichtlich überhaupt nicht verpflichtet.

Ob die Stadt es mit dem Spielplatz jemals ernst gemeint hat, ist durchaus zu bezweifeln. Der Kostenbeitrag der Lang-Neumann-Baulöwen hätte mit 20.000 Euro nämlich nur einen kleinen Teil der Gesamtkosten ausgemacht, wie die Bauamtsvertreter nun einräumten. Den Rest hätte man aus dem Stadtsäckel drauf legen müssen. Da kam das Zahlungsversäumnis wohl gerade recht, um die Spielplatzpläne einfach komplett versanden zu lassen und sich das Geld zu sparen.

Als all das in der Bausenatssitzung ans Licht kam, waren die Senatsmitglieder einhellig empört und beauftragten die Verwaltung, sich um eine ordnungsgemäße Umsetzung des Bebauungsplans zu kümmern. Die GAL bleibt dran.

sys

Hier sollte eigentlich keine öde Rasenfläche sein, sondern Kinder auf Rutsche, Schaukel und im Sandkasten toben und spielen. Foto: sys