Brausende Brose-Jets über Sandmagerrasen?

Die Sonderlandebahn wird kräftig ausgebaut und aufgerüstet. Naturschutz ist lästige Nebensache. Anwohner befürchten mehr Flugverkehr und Lärm.

Das Sandmagerrasengebiet auf dem Gelände der Sonderlandebahn an der Breitenau gilt als „Zentrum der Artenvielfalt“ mit hohem Naturschutzwert. Eine Unterschutzstellung wurde vom Bund Naturschutz erstmals 1998 beantragt. Doch lange sah die zuständige Regierung von Oberfranken keinen Handlungsbedarf, weil auf der Landebahn, die zum US-Stützpunkt gehörte, ohnehin nichts geschah, was der Natur abträglich gewesen wäre, denn der minimale Flugbetrieb von US-Army und Aero-Club und die Naturschutzbelange waren über Jahrzehnte eine gut funktionierende Symbiose.

Die Lage änderte sich grundsätzlich mit Abzug der US-Army – und mit der Neuansiedlung der Firma Brose. Sowohl der BN als auch die GAL erneuerten den Antrag auf Ausweisung als Naturschutzgebiet. Doch seither kamen nur hinhaltende Vertröstungen aus Bayreuth, und von der Stadt unter einem brose-hörigen OB Starke und einer nicht weniger brose-affinen Stadtratsmehrheit aus CSU und SPD ist nur Ablehnung zu erwarten. Im November wollte die rot-schwarze Stadtratsmehrheit sich mit dem Thema (wieder aufgegriffen diesmal von den Freien Wählern) nicht einmal mehr beschäftigen und erklärte es für geschäftsordnungsmäßig erledigt. Es ist klar: Man will der Firma Brose Erweiterungsmöglichkeiten offen halten.

Für Sonderwünsche des Firmenchefs Brose, die sich um die Sonderlandebahn ranken, ist die Stadtratsmehrheit hingegen sehr offen. Dass das Flugfeld nach Abzug der US-Army dem deutschen Flugrecht angepasst und verbreitert werden musste, war unstrittig. Aber auf Stoscheks Wunsch wurde außerdem die Mittelspannungsleitung für teures Geld in die Erde verlegt, obwohl das für den Flugbetrieb nicht notwendig gewesen wäre. Und jetzt soll auch noch ein neuer Tower her, ein Betriebsgebäude und eine Umzäunung – alle drei Posten aus flugsicherheitstechnischen Gründen nicht nötig, aber von Stoschek für seine Geschäftsflüge erwünscht. Und die Stadt finanziert alles, mit ca. 7,5 Mio Euro.

Aber nicht nur das. Die Stadt hat ihrem Tochterunternehmen, den Stadtwerken, die für Energie und Wasser, ÖPNV, Bäder und Parkhäuser zuständig sind, vor kurzem eine neue Aufgabe aufs Auge gedrückt. Sie zeichnen neuerdings – mit eigenem Geschäftsrisiko! – für den Flugbetrieb verantwortlich, die konkrete Durchführung des Betriebs besorgt der Aero-Club im Auftrag der Stadtwerke. Kaufen sollen Stadt oder Stadtwerke das Gelände auch noch. Wieder ein Wunsch des Flug-Fans Stoschek erfüllt, denn mit seinen geschäftlichen Brose-Jet-Flügen ist er nahezu der einzige Nutzer der Sonderlandebahn, mal abgesehen von den Segel- und Hobby-Fliegern des Aero-Clubs.

Die AnwohnerInnen rund um die Breitenau befürchten, dass nach all diesen Ertüchtigungsunternehmungen noch einiges zu erwarten ist und die Sonderlandebahn, die im stadtpolitischen Jargon längst zum „Flugplatz“ avanciert ist, bald noch viel mehr (Brose-)Flugverkehr abwickeln muss und entsprechend Fluglärm produziert. Die GAL teilt diese Befürchtungen.

sys

Sandmagerrasen an  der Sonderlandebahn. Im Hintergrund der große Hangar für die Brose Jets. Foto: sys