Mehr Wohnungspolitik wagen!

Wohnraummangel in Bamberg: Was die Stadtbau GmbH versäumt und was sie tun könnte.

 

Stadtbauhäuser in der Starkenfeldstraße (am Rand des Malerviertels). Der Spielplatz ist wegen Baufälligkeit teilweise unbenutzbar und wartet auf Sanierung. Foto: Erich Weiß

 

Nach Aussage des aktuell vorgelegten Stadtentwicklungsplans Wohnen fehlen bis zum Jahr 2020 in Bamberg 3100 Wohneinheiten, um Bambergs Wohnraummangel in den Griff zu bekommen.

Für Bewohner mit geringem Einkommen sieht es derzeit am schlechtesten aus. Im Mai 2013 zählte man in ganz Bamberg einen Bestand von 2079 Sozialwohnungen. Vor zehn Jahren gab es noch doppelt so viele. Besonders eklatant schlägt dieser Prozess bei der stadteigenen Stadtbau GmbH zu Buche, deren Hauptziel ja eine soziale Wohnraumversorgung sein sollte: Im Jahr 2002 gab es noch 1340 Stadtbau-Sozialwohnungen, 2012 waren es nur noch 689, eine Entwicklung mit „fallender“ Tendenz. Zwar werden die „bindungslosen“ Wohnungen weiter preisgebunden vermietet, aber dieser Zustand ist rechtlich nicht verbindlich, insofern für die Mieterschaft eine unsichere Sache. Und es ist auch in anderer Hinsicht ein Spiel auf Zeit: Sobald Sanierungsarbeiten anstehen, werden diese regulär auf die MieterInnen umgelegt.

Anzahl der Sozialwohnungen halbiert

Die Stadtbau GmbH hat es versäumt, neue Wohnungen im Rahmen der Wohnraumförderung zu bauen bzw. ihren Bestand kontinuierlich zu sanieren. Seit den 90er Jahren hat die städtische Tochter keine neuen Sozialwohnungen mehr gebaut. Und auch mit der energetischen Sanierung geht es nur im Schneckentempo vorwärts. Nehmen wir das Jahr 2014: Es werden lediglich 20 Miethäuser aus den 60er Jahren in der Gereuth für 1,248 Mio € saniert. Die Stadtbau versteht darunter die Anbringung eines Vollwärmeschutzes und die Dämmung der obersten Geschossdecke, also nicht einmal eine Komplettsanierung (wärmegedämmte Fenster, Wärmedämmung Treppenhäuser, Kellerdecken). Angesichts der rund 4000 Wohnungen in Stadtbau-Eigentum – nahezu alle sanierungsbedürftig – ein Tropfen auf den heißen Stein.

Die Aktivitäten der letzten Jahre waren andere, etwa Eigentumswohnungen in bester Lage in der Don-Bosco-Straße und in Bamberg-Mitte. 25 Luxuswohnungen mit Verkaufspreisen von über 3000 Euro pro Quadratmeter wurden auf der ERBA-Insel neu gebaut, eine Investition von 6,2 Mio Euro! Auf der ERBA baute die Stadtbau GmbH auch eine Tiefgarage, sie stellt den Profi-Basketballern eine Trainingshalle mit Decknamen „Jugendförderzentrum“ in der Gereuth hin, und auch für Studierende bietet sie hochpreisige Miet-Apartments an (für gut situierte Studis sogar mit buchbarem Brötchenbringdienst und Putzservice).

Quersubventionierung anderswo

Andere städtische Baugesellschaften investieren zwar auch in „lukrativen Wohnungsbau“, setzen die Gewinne dann aber ein, um den Bestand an kostengünstigem Wohnraum zu vergrößern. Und sie schaffen es, Stadtquartiere mit einer guten sozialen Mischung zu gestalten, in denen Wohnungen nahezu jeder Preisklasse nebeneinander harmonieren. Eine solche „Quersubventionierung“ ist das A und O einer sozialen Stadtentwicklung. Dieser Grundsatz ist der Stadtbau GmbH verloren gegangen. Sie konzentriert „Billigwohnungen“ in der Gereuth, und der Geschäftsgewinn aus den Stadtbau-Luxusprojekten verschwindet in der Portokasse.

Landshuter „Kulturladen“

In Landshut hingegen sanierte man die Mietshäuser in einem so genannten Glasscherbenviertel und verwandelte den Stadtteil mit Wintergärten, Balkonen und Mietergärten in eine grüne Oase. Die MieterInnen waren in den Planungsprozess eingebunden und legten selbst Hand mit an. Ein Kulturladen ist heute Treffpunkt für die Nachbarschaft und bietet Hausaufgabenbetreuung, gemeinsames Kochen und Musizieren an.

Auch bei den Förderinstrumenten scheint die Stadtbau GmbH im Dornröschenschlaf zu stecken. Das Bayerische Wohnungsbauprogramm mit seinen zahlreichen Förderungsvarianten wurde seit Jahren nicht mehr angezapft. Und im Rathaus hat man es bislang versäumt, die Stadt als „Gebiet mit erhöhtem Wohnraumbedarf“ ausweisen zu lassen, um Zugang zu neuen Fördertöpfen zu bekommen.

Tübinger „Bauherrenmodell“

Auch das in Tübingen bewährte Bauherrenmodell könnte die Stadtbau GmbH für Bamberg aufgreifen: Mehrere bauwillige Familien und Einzelpersonen verwirklichen gemeinsam ein genau auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Projekt in verdichteter Bauweise und mit erheblicher Eigenleistung bei Planung und Ausführung – auf diese Weise bleiben solche Projekte kostengünstig. Hybride Wohnformen, also ein Mix aus Wohnen und wohnverträglichem Gewerbe haben sich in der Tübinger Stadtentwicklung als zukunftsweisend erwiesen.

Um den Bodenpreis niedrig zu halten, könnte die Stadt solche Projekte unterstützen, indem sie ihre eigenen Grundstücke zum Verkehrswert verkauft oder im Erbpachtrechtsverfahren zur Verfügung stellt. Ebenso kann sie über das Instrument „städtebauliche Entwicklungsmaßnahme“ günstiges Bau-land zur Verfügung stellen.

Es würde sich für die Stadtbau und dem dazugehörigen von SPD und CSU dominierten Aufsichtsrat empfehlen, ab und zu mal über den Tellerrand hinaus zu blicken, um sich für die eigene Türschwelle Anregungen zu holen.

usa