Bambuszahnbürsten und Nudeln ohne Plastik drumrum

Der neue Unverpackt-Laden in Bamberg verwirklicht eine Vision: Verpackungs- und müllfreies Einkaufen. -Mitarbeiterin Pia Dotter war beim Testeinkauf.

 

Heute ist es soweit, ab in den neuen Unverpackt-Laden!

Unsicher bin ich schon. Wie funktioniert das eigentlich: Unverpackt? Was heißt das überhaupt? Ich bin neugierig und gespannt, was mich erwartet. Hochmotiviert sammle ich einige Behälter zusammen, in denen man meiner Meinung nach Lebensmittel transportieren kann, und mache mich auf den Weg.

Im Laden angekommen werde ich herzlich empfangen und fühle ich mich sofort wohl. Die beiden 19 und 23 Jahre jungen Ladenbesitzerinnen Alina und Theres Gerischer sind Schwestern und eigentlich gelernte Flechtwerkgestalterinnen. Als Theres vor zwei Jahren mal wieder über zu viel Plastikmüll schimpfte, entgegnete Alina genervt: „Mach doch einen Unverpackt-Laden auf!“ Aus dieser Diskussion wurde bald Ernst und nach einigen bürokratischen Hürden, einer erfolgreichen Crowdfunding-Aktion, vielen glücklichen Zufällen und einer großen Portion Mut öffneten sie Ende 2017 in der Luitpoldstraße 36 ihre Pforten. Seitdem haben die beiden Schwestern viel zu tun: Der Arbeitstag startet oft schon um 6 Uhr. Vom Kuchen backen über Spender befüllen bis hin zum Suppe kochen machen Theres und Alina alles alleine. „An das Arbeiten musste ich mich erstmal gewöhnen, das ist ja im Grunde meine erste richtige Arbeit!“ lacht Theres.

Projekt mit Herzblut

Das Unverpackt-Angebot werde von Kund*innen jeden Alters gut angenommen, freuen sich die beiden. Überall im Laden finden sich liebevolle Details und man kann sehen, wie viel Herzblut in diesem Projekt steckt.

Ich trinke erstmal einen Cappuccino und lasse die entspannte Atmosphäre des Ladens auf mich wirken. Theres und Alina beantworten mit einem Lächeln und sehr geduldig alle Kundenfragen und berichten, dass ich nicht die Einzige sei, die beim ersten Einkauf unsicher wäre. Viele kämen zunächst mal mit der Waage nicht zurecht, hätten keine Gläser dabei oder würden vergessen, ihre Behälter zu wiegen. Aber mit ein bisschen Übung sei das alles kein Problem.

Beruhigt starte ich meinen Einkauf. Schritt für Schritt ist alles im Laden erklärt und alle Produktpreise sind klar nach Gewicht ausgeschrieben. Eigentlich ganz einfach, oder!?

Aber tatsächlich ist anfangs doch alles ganz schön ungewohnt … Das Hantieren mit den Behältern, das Wiegen und Abfüllen ist doch eine gewisse Herausforderung. Zuerst die Frage: In welchen Behälter fülle ich was? Wie viel brauche ich überhaupt? Und wie viel Gramm passen eigentlich in meine Gläser? Ich merke, dass ich vom Gewicht vieler Produkte keinen blassen Schimmer habe, da ich so sehr an fertig abgepackte Lebensmittel gewöhnt bin.

Putzmittel in Sirupform

Theres und Alina haben neben Nudeln, Gewürzen, Tee, Nüssen, Käse, Milch, etc. auch frisches Obst und Gemüse im Angebot – alles biologisch angebaut. Ganz wichtig ist den beiden, regionale Händler*innen zu unterstützen. Auch viele Fairtrade-Produkte wie zum Beispiel Cashews finden sich im Laden. Neben Lebensmitteln gibt es aber auch viele plastikfreie Hygiene- und Haushaltsartikel im Sortiment. So zum Beispiel Alinas erklärtes Lieblingsprodukt: die mit Liebe gestalteten Bambuszahnbürsten. Ab Frühling wird es auch eine Hygiene- und Putzmittelstation geben. Dann kann man Flüssigseife und Co in Sirupform kaufen und daheim selbst mit Wasser verdünnen.

Hinter Alinas und Theres’ Laden steckt eine klare Vision: „Wir wollen in erster Linie Müll reduzieren und die Menschen dafür sensibilisieren, wie viel Müll wir täglich produzieren. Unsere Vision ist auf jeden Fall verpackungs- und müllfreies Einkaufen.“

Glücklich und ein bisschen stolz gehe ich mit meiner Auswahl an leckeren frischen Biolebensmitteln nach Hause. Und das Beste: Ich habe dabei nicht ein Gramm Müll produziert!

Pia Dotter

   

Warenangebot im Unverpackt-Laden
Von links: Theres und Alina Gerischer an ihrer Ladentheke im Unverpackt-Laden
gaz-Mitarbeiterin Pia Dotter beim Abfüllen von Müsli