Grüne Visionen - früher und heute

Rudi Sopper (Mitte) bei der Besetzung des E-Werks (Archivfoto). Schon 1978 hatte er den „Goblmoo“ als Vorläuferzeitung der heutigen gaz gegründet. Er war Teil der ersten dreiköpfigen GAL-Stadtratsfraktion. Ohne seine Visionen hätte es die GAL nie gegeben. Er starb 2015 im Alter von 62 Jahren.
Ursula Sowa am Pfahlplätzchen vor dem derzeit ungenutzten Denkmal einer ehemaligen Marienkirche, das auf ihrer „Denkmalrettungsliste“ ganz oben steht. Sie vertritt die GAL seit 1990 im Bamberger Stadtrat, mit einer Unterbrechung während ihrer Zeit als Bundestagsabgeordnete. Im Herbst kandidiert sie für den Bayerischen Landtag.

# Denkmalschutz

Im Jahr 1981 geschah etwas Unerhörtes im konservativen braven Bamberg: eine Hausbesetzung. Ca. 40 Personen besetzten das leer stehende alte E-Werk am Regnitzufer (heutige VHS), forderten den Erhalt und ein selbst verwaltetes Kulturzentrum. Die E-Werk-Besetzung ist der Gründungsmythos der GAL. An der Spitze der Hausbesetzer*innen stand Rudi Sopper, der ein Jahr später für die neu gegründete BA („Bamberger Alternative“) zur Oberbürgermeisterwahl antrat. Damit setzte er die Erfolgsgeschichte der Grün-Alternativen Liste GAL in Gang, wie man sich bald darauf nach dem Zusammenschluss mit der Partei „Die Grünen“ nannte. Auch die Rettung der ehemaligen Chirurgie des alten Krankenhauses in der Sandstraße (heute Stadtarchiv) war Ziel einer Bürgerinitiative, bei der die BA federführend agierte.

In diese Fußstapfen trat auch Ursula Sowa als Stadträtin, als sie für den Erhalt des Deutschen Hauses an der Königstraße (heute Stadtbücherei) oder des Kaliko-Ziegelbaus (heute Kongressräume neben der Konzerthalle) kämpfte. Gespür für Denkmäler stand lange nicht auf der Agenda der Bamberger Kommunalpolitik, was sich seit dem Weltkulturerbestatus zum Glück deutlich geändert hat. Die Hände in den Schoß darf man aber auch heute nicht legen, alte Bausubstanz ist nach wie vor gefährdet. Das zeigt das jahrelange Ringen um das jetzt im Bau befindliche Quartier an der Stadtmauer, dessen frühere Pläne auf historische Gebäudeteile, die Reste der alten Stadtmauer und das dort befindliche jüdische Ritualbad (Mikwe) keine Rücksicht nehmen wollten. Oder das ehemalige Schleusenwärterhäuschen im ERBA-Park, das vor ein paar Jahren nur aufgrund einer Aufsehen erregenden Aktion von GAL und Denkmalschützer*innen nicht der Abrissbirne zum Opfer fiel und heute das beliebte „Café Zuckerl“ beherbergt. Ursula Sowa will als nächstes die leer stehende säkularisierte Marienkirche am Pfahlplätzchen in ihren Fokus nehmen, an deren Stelle die erste Bamberger Synagoge bis zum 14. Jahrhundert bestand.